„Was zum Teufel mache ich hier?“ Night Moves über neues Album „Double Life“

Weil John Pelant (2. v. l.), Frontmann der US-Indierockband Night Moves, erwachsen werden musste, führt er heute ein Doppelleben.
John, seit eurem letzten Album sind sechs Jahre vergangen. Wie würdest du diese Phase zusammenfassen, die schließlich in eurem vierten Album „Double Life“ gemündet ist?
John Pelant: Wahrscheinlich mit den Worten: Wachstum und Veränderung. Diese Platte markiert nun ein neues Kapitel. Ich bin 36 Jahre alt und auch musikalisch erwachsen geworden.
Als Musiker:in erwachsen zu werden, soll ja auch schon schiefgegangen sein. Bei dir hat es also geklappt?
Pelant: Es ist definitiv schwer, sich selbst treu zu bleiben. Auf Tour zu sein, ist schon ein Junge-Leute-Ding. Das Problem ist: Du brauchst die Tourneen, um irgendwie an Kohle zu kommen. Zumindest gilt das für uns. Das größere Problem ist jedoch, dass man in seinen 20ern bekannt wird. Eine Zeit, die wegweisend ist. Dann beginnen die ersten um dich herum, Kinder zu kriegen und Lebensentwürfe zu festigen, während du noch dein jugendliches Leben lebst.
Ist das dieses Doppelleben, auf das der Albumtitel referiert?
Pelant: Mag sein. Er fasst all die Songs jedenfalls sehr gut zusammen.
Neben den Stunden im Studio hast du auch als Alkohollieferant gearbeitet. Das klingt auch nach einem Doppelleben: die perfekte Rock’n’Roll-Story.
Pelant: Meine Freundin wollte unbedingt ein Haus kaufen, wofür wir ein Darlehen und wiederum mehr Geld brauchten. Am Ende hatten wir weder ein Darlehen noch ein Haus, aber ich diesen Job. Zu der Zeit hatte ich dann plötzlich viel Geld, aber keine Kraft mehr für Musik, und kurzzeitig sah es sogar danach aus, als würde ich die Musik ganz sein lassen. Irgendwann, als ich selbst nur noch verkatert rumgefahren bin, musste ich mir die Frage stellen: Was zum Teufel mache ich hier eigentlich?
Und dann wurdest du auch noch von deiner Freundin rausgeworfen.
Pelant: (lacht) Ich musste mir zumindest einen neuen Ort suchen, an dem ich Songs schreiben konnte. Die alten Alben habe ich alle zu Hause geschrieben. Du musst wissen, ich sitze dann dort und spiele acht Stunden lang denselben Loop. Das kann einen schon verrückt machen. Und während der Pandemie konnte meine Freundin dem nicht mehr ausweichen, also musste ich in meinen Proberaum ziehen. Irgendwo im Nirgendwo zwischen Fabriken und Tankstellen.
Klingt nicht nach einem Ort, an dem man gerne kreativ wird.
Pelant: Es hat gedauert. Ich hab diesen Raum dann tatsächlich als ein Office verstanden und war immer meine acht Stunden dort.
Und wenn die Inspiration dann auf sich hat warten lassen, hast du „Photograph“ von Def Leppard gehört. Welcher Song würde dich denn aktuell zum nächsten Album begleiten?
Pelant: Vielleicht „Just another Honky“ von den Faces oder „Pet Sematary“ von den Ramones. Ah, nein. Ich hab’s: „Jewel“ von T.Rex! Der Song lief beim Horrorfilm „Longlegs“ als Opener.
Also nur alte Songs?
Pelant: „Please please please“, den neuen Song von Sabrina Carpenter, mag ich tatsächlich sehr gerne. Aber okay, der ist wiederum von ABBA und dem Electric Light Orchestra inspiriert. Also ja: Ich liebe alte Musik. (lacht)