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Nils Landgren: Das Geheimnis des Groove

Nils Landgren Funk Unit © ACT_Nikola Stankovic
(Foto: ACT/Nikola Stankovic)

Nils Landgren ruft wieder seine Funk Unit zusammen, und da darf getanzt werden! Ausgerechnet eine Ballade jedoch erklärt der schwedische Posaunist zum emotionalen Herzstück des Albums.

Nils Landgren, beim Hören des neuen Albums der Funk Unit hat man das Gefühl, dass du nicht so sehr mit deiner Stimme und der Posaune im Vordergrund stehst, als Bandleader mehr im Hintergrund die Fäden ziehst. Ungefähr so, wie es Jon Hiseman auszudrücken pflegte: „I’m playing the band“.

Nils Landgren: Echt? Ich habe schon das Gefühl, dass ich ziemlich viel spiele. Den Gesang teilen wir uns ja ohnehin immer. Wir sind eben ein Kollektiv.

Braucht ein Kollektiv überhaupt einen Bandleader?

Nils Landgren: Ich habe natürlich schon das Recht, Dinge zu entscheiden. Aber wie gesagt: Wir werfen unsere Ideen zusammen, schreiben auch Stücke gemeinsam und schauen dann, was am besten zu uns passt.

Du hast zwei Titel der US-amerikanischen Lyrikerin Amanda Gorman und der Vizepräsidentin Kamala Harris gewidmet. Warum nicht noch einen für Greta Thunberg?

Nils Landgren: Oh, ich habe schon einmal einen Song für Greta geschrieben und ihn dann mit 4 Wheel Drive, also mit Michael Wollny, Wolfgang Haffner und Lars Danielsson, gespielt. Greta ist natürlich immer aktuell. Aber im vergangenen Jahr haben mich nun mal diese beiden Frauen aus den USA so wahnsinnig beeindruckt, dass sie einen Platz auf unserem Album bekommen sollten.

Gibt es einen Track, der für dich ganz oben auf der Setlist steht?

Nils Landgren: Ich sehe eher das Gesamtwerk. Aber wenn du schon fragst: „ES in Memoriam“ ist für mich am Intensivsten. Esbjörn Svensson war ein so enger Freund von mir, dass er nach wie vor bei mir ist, obwohl er jetzt schon so lange nicht mehr lebt.

Weihnachtsalben, Abba-Cover, Funk, sinfonische Musik – gibt es in all dem einen gemeinsamen Nenner, einen Nils Landgren Sound?

Nils Landgren: Der gemeinsame Nenner, das bin ich. Ich habe Interesse an den unterschiedlichsten Stilen, wähle aber immer meinen ganz persönlichen Zugang. Ich mache all diese Sachen in der Hoffnung, dass sie gut ankommen.

Wir haben immer das Gefühl, dass die Schweden ein total musikalisches Völkchen sind: Habt ihr mehr Talent oder eine bessere musikalische Ausbildung?

Nils Landgren: Ich glaube nicht, dass wir von Haus aus talentierter sind. Was wir haben, ist eine lange Tradition kommunaler Musikschulen. Diese Kulturschulen waren früher kostenfrei und bieten auch heute noch für sehr wenig Geld guten Unterricht an. Außerdem haben wir eine sehr lange Orchestertradition, unsere Volksmusik ist sehr populär, und wir singen viel – das alles zusammen macht vielleicht den Unterschied aus.

Wie organisierst du deinen Arbeitstag mit den vielen Dingen, die dich auf Trab halten?

Nils Landgren: Es gibt Dinge, die ich tun will, und es gibt Dinge, die ich tun muss. Aber ich habe keine festen Arbeitszeiten, halte mich nicht an irgendwelche Regeln. Was ich heute nicht fertigbekomme, mache ich dann eben morgen weiter. Die Pandemie hat natürlich vieles an Routinen über den Haufen geworfen. Alle dachten: Oh, jetzt habe ich ganz viel Zeit, großartige Musik zu schreiben – aber die Uhr tickt ja trotzdem, du hast für bestimmte Dinge Deadlines und musst bei allen Unsicherheiten ja auch im Voraus planen.

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