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Deal with it: „Nobody loves you more“ von Kim Deal

Kim Deal hat ein Soloalbum vorgelegt.
Kim Deal hat ein Soloalbum vorgelegt. (Foto: Steve Gullick)

Kim Deal ist längst eine Alternative-Legende – jetzt kommt ihr erstes Album als Solokünstlerin. Doch das steckt auch voller Abschiede.

Kim, du bist seit fast 40 Jahren ein Teil der Musikindustrie: als ehemalige Bassistin der Pixies, als Kopf der Breeders mit deiner Schwester Kelley, in anderen Formationen. Warum gibt es ausgerechnet jetzt das erste Soloalbum?

Kim Deal: Erst jetzt während der Interviews ist mir klar geworden, dass es gar nicht wirklich mein erstes Soloalbum ist. Ich glaube, ich muss mal mit dem Label reden. (lacht) Eigentlich habe ich schon 1995 eine Soloplatte rausgebracht – da steht zwar nicht Kim Deal drauf, sondern The Amps, aber das war buchstäblich, weil nur ich und die Verstärker darauf zu hören sind. Ein paar andere Leute waren mit dabei, aber das ist bei diesem Album ja auch so. Der einzige Unterschied ist, dass hier jetzt mein Name draufsteht. Allerdings sollte ich das vielleicht nicht erwähnen, damit es besonderer wirkt. (lacht)

Trotzdem ist es schon was anderes, wenn dein Name auf dem Cover steht, oder?

Deal: Das hätte ich damals nie gemacht. Vielleicht ging es jetzt, weil ich in der Zwischenzeit eine Reihe Singles unter meinem Namen veröffentlicht hatte, als eine Art Einstiegsdroge.

Hat sich dein Songwriting über die Jahrzehnte verändert?

Deal: Ich glaube nicht. Natürlich hoffe ich, dass ich heute andere Sachen cool finde als früher, weil Menschen sich weiterentwickeln. Aber zum Beispiel: Die Trompete in „Coast“ ist nicht da, weil ich sie cool fand. Ich habe lange versucht, den Part, den ich in meinem Kopf hören konnte, auf der Gitarre hinzukriegen, gemeinsam mit Kelley. Doch es hat nicht so geklungen, wie es sollte. Ich habe lange damit gerungen: Will ich eine Person sein, die eine Blaskapelle auf ihrem Album hat? Ich schätze schon! (lacht)

Kim Deal: „Das ist also alles fake?“

„Coast“ ist einer der Songs, der von deinen Erinnerungen an deine Eltern geprägt ist. In „Are you mine“ etwa singst du über die Demenz deiner Mutter. Da scheint es schon Themen zu geben, die dich heute anders beschäftigen als früher …

Deal: Mir wurde immer gesagt: Hab ein gutes Leben, sei produktiv, die Natur wird ihren Weg gehen, aber eines Tages wirst du in einem Haus sitzen und dich an dein Leben erinnern, an die Liebe darin. Dann habe ich gesehen, wie Alzheimer den Verstand meiner Mutter zerstört, und gedacht: Das ist also alles fake? Sie darf knapp über 60 werden, und dann hat sie keinerlei Erinnerung mehr an irgendwas? Die Vorstellung, elegant altern zu dürfen, ist einfach falsch. Mit diesem Konzept des Versagens habe ich mich viel beschäftigt.

Mehrere Songs, darunter der Abschlusssong „A good Time pushed“, hat der kürzlich verstorbene Steve Albini produziert. Hat der Song dadurch für dich eine zusätzliche Bedeutung?

Deal: Klar, im Musikvideo zum Song gibt es auch ein Bild von Steve. Übrigens hätte ihm das Wort „produziert“ nicht gefallen: Er hat aufgenommen. Du hast ihn angerufen, bei ihm angeklopft, er hat ein paar Mikros aufgestellt, und das war’s. Noch kurz vor seinem Tod hat er einen Workshop in Frankreich gegeben, er hat Freunde auf der ganzen Welt. Es gibt einfach eine Menge zu vermissen. Ich weiß gar nicht, was ich ohne ihn machen soll.

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