Zum Inhalt springen

Noel Gallagher: Alles über seinen Bruder

Selbst wenn Noel Gallagher erklärt, warum auf seinem neuen Album eine Schere zu hören ist – ein paar ätzende Worte über Bruder Liam bringt er auch da unter.

Noel, von dir stammt das Zitat: „Wer nie einen Fernseher aus dem Fenster geworfen hat, weiß nicht, welchen Spaß das macht.“ Ist das noch aktuell?

Noel Gallagher: Keine Ahnung, warum ich das gesagt habe. Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen Fernseher zertrümmert und auch kein Hotelzimmer zerlegt. Ich halte das für Energieverschwendung – und für absolut uncool.

Was sollten Rockstars stattdessen tun?

Gallagher: Es gibt keine Rockstars mehr. Typen wie Keith Richards sind längst ausgestorben. Bei dem, was sich heute so schimpft, muss man aufpassen, dass man nicht laut loslacht. Dagegen hat man bei den Rockstars, mit denen ich aufgewachsen bin, gedacht: Was zum Teufel sind das für Typen? David Bowie, Keith Richards, John Lydon – die waren irre. Aber so etwas gibt es nicht mehr. Die heutigen Rockmusiker sind ziemlich bescheuert, schreiben nicht einmal ihre eigene Musik und haben nichts zu sagen.

Ist da wirklich niemand mehr, der ein gutes Idol abgeben würde?

Gallagher: Nur die, zu denen ich schon immer aufgeschaut habe: Morrissey, Paul Weller, Johnny Marr, Paul McCartney oder U2. Dieselben Jungs, die ich immer mochte.

Wie steht es mit deinem Bruder?

Gallagher: Der ist kein Rockstar, sondern ein Möchtegern. Er meint, er hätte Musikgeschichte geschrieben, aber er ist nur ein Großmaul, das allein nichts auf die Reihe bekommt. Er braucht jemanden, der ihm alles auf dem silbernen Tablett serviert. Wenn das nicht passiert, weint er.

Und was ist mit dir?

Gallagher: Ich habe mich nie für einen Rockstar gehalten – auch wenn ich das technisch gesehen bin, weil ich nun mal diese Profession ausübe. Aber selbst wenn ich wie einer rede, verhalte ich mich nicht so.

Genau, du behauptest nur, du würdest Fernseher aus Fenstern schmeißen.

Gallagher: Das Zitat stammt von mir, und da kann ich mich nicht rausreden. Aber ich versuche, mein Leben so weit wie möglich außerhalb des Musikgeschäfts zu halten. Als ich Oasis verlassen habe, wollte ich keinen Plattenvertrag mehr, weil ich meine Karriere lieber so handhabe, wie ich es will. Würde ich bei einem Majorlabel unter Vertrag stehen, hätte ich dann ein Mädchen in der Band, das Schere spielt und einen abgefahrenen Sound produziert? Nein, dann würde es von der Plattenfirma heißen: Wir wollen Songs, die wie Noel Gallagher klingen, denn aus den sozialen Medien wissen wir, dass es das ist, wofür die Leute ihr Geld ausgeben. Doch so ein Typ bin ich nicht. Ich glaube an künstlerische Freiheit und freien Ausdruck.

Interview: Marcel Anders

TOUR

8. 4. 2018 Hamburg

9. 4. 2018 Düsseldorf

12. 4. 2018 München

16. 4. 2018 Berlin

17. 4. 2018 Wiesbaden

Beitrag teilen: