„Nomadland“ auf DVD: Oscar-Film fürs Heimkino
Kein Film kam 2021 besser bei der Kritik an als „Nomadland“, Chloé Zhaos Drama mit Frances McDormand in der Hauptrolle. Das hat gute Gründe.
Selten waren sich Fans und Kritiker:innen schon von Anfang an so einig wie bei „Nomadland“. Chloé Zhaos Film über Aussteigertum in den USA hat universell überzeugt. Daher war es auch kaum überraschend, als der Film bei den Oscars 2021 gleich dreimal gewonnen hat: und zwar die Preise für den Besten Film, die Beste Regie und die Beste Hauptdarstellerin für Frances McDormand. In vielerlei Hinsicht kann das Drama schon jetzt als Film des Jahres gelten. Jetzt gibt es „Nomadland“ auf DVD und Blu-ray.
Eine Besonderheit: „Nomadland“ basiert auf einer wahren Geschichte. Das gilt für nicht wenige Dramen, aber selten sind Realität und Fiktion so eng verknüpft wie hier. Als Vorlage hat Zhao sich ein Sachbuch der Journalistin Jessica Bruder vorgenommen, das vom Lifestyle der sogenannten „Nomaden“ handelt, die aus finanziellen und/oder ideologischen Gründen keinen festen Wohnsitz haben, sondern in ihren Kleinbussen durch die USA reisen und Gelegenheitsjobs verrichten. In „Nomadland“ spielen mehrere Protagonisten von Bruders Buch sich selbst, darunter Bob Wells, der ein jährliches Treffen für Nomaden in der Wüste organisiert.
Nomadland: Unsentimental bewegend
Trotzdem ist die Geschichte im Zentrum natürlich fiktiv. McDormand spielt darin Fern, die lange Zeit mit ihrem Mann in der Bergbaustadt Empire gelebt hat. Nachdem ihr Mann gestorben ist und die Stadt sich nach der Pleite der Bergbaufirma geleert hat, lässt Fern ihre Habseligkeiten zurück und tritt eine lange Reise an. Sie baut ihren Van aus und wird zur Nomadin. Sie arbeitet als Erntehelferin, Putzkraft, Küchenhilfe oder Fremdenführerin überall in den USA.
Auf ihren Reisen begegnet sie auch anderen Nomaden und nimmt an einem Seminar von Bob Wells teil. Obwohl sich immer wieder Chancen auf Sesshaftigkeit ergeben – etwa eine Begegnung mit ihrer Schwester oder eine mögliche Romanze mit Dave (David Strathairn) – kehrt Fern immer wieder auf die Straße zurück.
Unsentimental erzählt Zhao von dieser Existenz als Außenseiterin, „Nomadland“ täuscht nicht über die Schwierigkeiten hinweg, die mit Ferns Lebenswandel einhergehen. Auch die zugrundeliegende Tragik, der Verlust ihres gesamten Lebens, ist immer präsent. Zugleich zeigt der Film auch die positiven Seiten des Nomadentums auf: die atemberaubenden Landschaften, die Freiheit, die Ehrlichkeit. So bildet „Nomadland“ eine oft unsichtbare Seite des modernen Amerikas ab, ohne sie zu verklären oder zu verteufeln. Das Resultat ist ein bewegendes Porträt einer kompromisslosen Frau, die zu einer ungewöhnlichen Art der Selbstbestimmung findet.