Normaloland: Bill Gates und der Apachen-Verein im ZDF
Die Serie „Normaloland“ schaut in den gesellschaftlichen Mikrokosmos Deutschlands. Schaurig. Jetzt im ZDF und in der ZDF-Mediathek.
Regisseur Matthias Thönnissen ist mit seiner Serie „Schlafschafe“ bereits vor mehr als einem guten Jahr als satirischer Filmemacher aufgefallen. Jetzt legt er mit dem Fünfteiler Normaloland nach. Die Serie wird heute vom ZDF um Mitternacht versenkt, kann aber zum Glück ab sofort auch in der Mediathek abgerufen werden.
„Schlafschafe“ war eine feine, behutsame Satire auf den Verschwörungsglauben in Zeiten von Corona. Thönnissen hat in der Geschichte erzählt, wie eine Kleinfamilie leidet, wenn ein Mitglied plötzlich wirrem Gedankengut anhängt. Auch Normaloland beginnt mit diesem Thema, Tierarzt Dr. Grobel wird in der ersten Folge der Serie zum Heiler, nachdem einige Einwohner im Speckgürtel des fiktiven Städtchens Neustadt versehentlich gegen Corona geimpft wurden und jetzt Microchips von Bill Gates in ihrer Blutbahn haben. Dr. Grobel sagt sich: Den armen Menschen muss geholfen werden, er holt seinen alten Kompressor aus der Abstellkammer und zerstört die Chips der verwirrten Patienten in deren Blut. Einnahmen: Ungefähr eineinhalb Riesen pro Behandlung. Dann kommt Billigkonkurrenz aus dem Internet auf …
In den weiteren Folgen widmet sich Matthias Thönnissen, der auch selbst gemeinsam mit einem halben Dutzend Kolleginnen und Kollegen als Schauspieler vor dei Kamera tritt, Themen wie den Problemen eines Apachen-Stamms in Neustadt, der aufgrund von Todesfällen und Austritten vom Aussterben bedroht ist und dann auch noch der kulturellen Aneignung bezichtigt wird. In einer weiteren Folge will sich der Seperatistenverin der Neustädter Neustadt von der Neustädter Altstadt trennen, weil die nur Geld kostet, als plötzlich einzelne Straßen der Neustadt ihrerseits eigenständig werden wollen. Kurz: Die Serie Normaloland schaut dorthin, wo eine frühere progressive Basisbewegung heute nur noch um sich selbst kreist und keinerlei Bezug mehr zu realen Problemen und fundierter politischer Haltung besitzt. Gutes Timing bei den Pointen, bei „Stromberg“ hervorragend abgeschautes Schauspiel in dieser Mockumentary und perfekt parodierte Dialekte vom Kölsch bis zum Fränkischen machen die Serie zu einem kurzweiligen Genuss.