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Noten aus dem Sommerhaus: Jeneba Kanneh-Mason im Gespräch über „Fantasie“

Am wohlsten fühlt sich Jeneba Kanneh-Mason vor ihrem Flügel.
Am wohlsten fühlt sich Jeneba Kanneh-Mason vor ihrem Flügel. (Foto: Johanna Berghorn)

Auf ihrem Debütalbum huldigt die britische Pianistin Jeneba Kanneh-Mason den großen Namen – und den nicht ganz so bekannten.

Jeneba, als klassische Pianistin war es sicher nicht einfach, die Auswahl der Komponist:innen zu treffen, die du auf deinem Debütalbum dabeihaben wolltest. Wie hast du dich letztlich entschieden?

Jeneba Kanneh-Mason: Es ist total schwierig, weil du dich im besten Licht präsentieren möchtest, aber auf eine bis anderthalb Stunden Musik beschränkt bist. Ich wusste, dass ich Chopin auf dem Album wollte, weil ich mit ihm aufgewachsen bin und mich in seinem Stil sehr zu Hause fühle. Deshalb war es schön, ihn mit Scriabin zu verbinden, der auch von Chopin beeinflusst war. Dann haben wir das Album um die Stücke dieser beiden konstruiert. Zugleich sollte es aber auch die Vielfalt der Musik abbilden, die ich als Kind gehört habe.

Neben den beiden genannten und Claude Debussy spielst du auch Stücke von drei afroamerikanischen Komponist:innen, die weit weniger bekannt sind: Florence Price, Margaret Bonds und William Grant Still.

Kanneh-Mason: Ja, das war eine bewusste Entscheidung. Ich wollte ihnen dieselbe Anerkennung zollen wie den weitaus größeren Namen. Natürlich liebe ich auch die Stücke! Und sie sind sehr anders als das, was davor kommt, also bieten sie dem Ohr auch etwas Neues.

Bist du auch mit den amerikanischen Komponist:innen aufgewachsen?

Kanneh-Mason: Sie sind mir erst in den letzten Jahren begegnet. Aber so geht es der Klassikwelt an sich, glaube ich: Wir sind gerade erst dabei, sie wiederzuentdecken. Florence Price zum Beispiel war lange Zeit fast vergessen, bis vor 15 Jahren ihre Archive in ihrem alten Sommerhaus entdeckt wurden.

 

All deine sechs Geschwister sind ebenfalls Musiker:innen, dein Bruder Sheku etwa ist ein berühmter Cellist, und deine Mutter hat ein Buch darüber geschrieben, wie es ist, eine Familie aus Wunderkindern großzuziehen. Wie hast du das erlebt?

Kanneh-Mason: Musik war immer präsent. Wir haben alle in unterschiedlichen Zimmern geübt, sind zusammen zur Musikschule gegangen und haben uns gegenseitig unterrichtet. Auch viele unserer Gespräche haben sich um Musik gedreht. Ich denke, deshalb habe ich so früh mit dem Spielen angefangen.

Wusstest du immer schon, dass das Klavier dein Instrument ist?

Kanneh-Mason: Ich wollte von Anfang an Pianistin werden. Schon mit zwei oder drei Jahren habe ich mir immer wieder Rachmaninows zweites Klavierkonzert angehört. Ehrlich gesagt kann ich mich nicht daran erinnern, aber meine Mutter hat es mir erzählt. (lacht) Sie war die Erste, die mir Unterricht gegeben hat.

War es schwierig für dich, inmitten der Geschwister deinen eigenen Weg zu finden?

Kanneh-Mason: Für mich war immer klar, dass ich eine individuelle Stimme habe. Ich glaube, das liegt daran, dass wir alle sehr starke Persönlichkeiten sind – auch außerhalb der Musik.

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