OG Lu ist „assig aber cute“ – und ziemlich wütend
Mit ihrem zweiten Tape „Assig aber cute“ manifestiert die Rapperin aus Frankfurt endgültig ihren Platz in der Szene – und artikuliert die Wut ihrer Generation.
„Assig aber cute“: Ein spannender Widerspruch, den der Titel von OG Lus zweitem – wie sie es nennt – Tape verspricht, während der Cuteness-Hype in Kunst und Pop dieses Jahr seinen Höhepunkt feiert. OG Lu also bloß ein rappender Labubu? Keineswegs. Aufgewachsen in Frankfurt-Gallus, einer Gegend, die Haftbefehl 2010 auf die Rap-Landkarte gesetzt hat, ist es eben jener dreckige Frankfurter Trapsound, der sich nun auf ihrem zweiten Tape Bahn bricht und ihr so hervorragend zu Gesicht steht.
„Assig aber cute“ von OG Lu: Out now!
Wenn sich OG Lu bei „Knoppers“ etwa als „Frankfurter Barbie“ bezeichnet, wird dieses Bild sofort durch den Einschub „mit Liebe für Combat“ gebrochen. Denn wenn es an einem bei OG Lu nie mangelt, dann sind es Kampfsport-Referenzen: Sean O’Malley, TKO, Pratzen. Wer nicht versteht: google it! „Assig aber cute“ ist im wahrsten, haftbefehlschen Sinne „Auf-die-Fresse-Rap“. So bekommt neben sämtlichen Mackern auch Rap-Kollegin Zsá Zsá, die das Barbie-Image durchaus anders interpretiert, ihr Fett weg („Komm“), Alice Weidel wird zum One-on-one herausgefordert („Boss Babe“) und überhaupt wächst der Hass im Bauch („O’Malley“).
„Ich will bundesweit die Bullenwagen brenn’n seh’n“
Es ist die Wut einer jungen, während der Pandemie vergessenen und aktuell auf Demos niedergeknüppelten Generation, die OG Lu mit „Assig aber cute“ artikuliert und dabei so sicher im eigenen Soundsattel sitzt wie noch nie. Wie sie etwa mit ihrem hessischen Idiom „Ich will bundesweit die Bullenwagen brenn’n seh’n“ bei „Ottić“ rotzt, ist herausragend. Und auch hier wieder: Wut. „Wütend aber cute“ wäre als Albumtitel sicherlich auch gedeckt gewesen, wobei die Wut bei OG Lu nie Selbstzweck ist. Sie ist echt, genährt vom Schmerz.
So ist „Assig aber cute“ eingeklammert von „Tränen für Nahost“ („French Kisses“) und dem unerfüllten Traum vom Frieden („Intro“). Hier ist eine Künstlerin, die Rap – so pathetisch das auch klingen mag – wieder als das versteht, was er einst war: ein Sprachrohr. Für die Jungen, die Unterdrückten und all diejenigen, denen in der immer noch männlich dominierten Rapwelt kein Platz gewährt wird. Und um noch einmal den Kampfsportjargon zu bemühen: Bisher war Sparring – ab jetzt ist OG Lu das Main Event.