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Olivia Vieweg: Schwere See, mein Herz

Vor 23 Jahren veröffentlichten Element of Crime ihren Song „Schwere See“, einen postmodernen Shanty auf den schwankenden Dielen Kreuzberger Kneipen, dessen Pathos zwar ehrlich empfunden war, aber eben doch nur solange hielt wie der letzte Korn. Olivia Vieweg nimmt nun den Element-of-Crime-Titel und versetzt ihn dorthin, wo das Herz tatsächlich bricht, in die Pubertät. Mit wildem, am jüngeren Independentcomic geschulten Strich zeichnet Vieweg ein windzerblasenes Cuxhaven, das zwar noch an eine geschäftige Hafenstadt erinnert, in Wahrheit aber längst die prototypische Provinz ist, die ein Erwachsenwerden zum ereignislosen Höllentrip werden lässt: Wer jetzt kein Schiff nimmt, wird für immer an Land bleiben. Verständnislose Eltern, aufgebrezelte Gänse als Freundinnen, ständiger Regen – es geht nicht gut zu Ende mit der Meeressehnsucht. Aber wenigstens ist da noch ein bisschen Sehnsucht übrig: „Und wenn wir in einigen Jahren unseren wertlosen Abschluss gemacht haben, werden wir merken, wie sinnlos alles war. Dass wir auf die falsche Schule gegangen sind. Die falschen Eltern hatten. Die falschen Freunde …“ Mein Herz!

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