„Our Flag means Death“: Queere Piraten-Comedy mit Taika Waititi
Was wäre gewesen, wenn sich der blutrünstige Pirat Blackbeard in einen Kollegen verknallt hätte? Der „Thor“-Regisseur zeigt es uns.
„Our Flag means Death“ jetzt bei RTL+
Mit „Our Flag means Death“ auf RTL+ nehmen uns David Jenkins und Taika Waititi („Jojo Rabbit“, „Thor: Love and Thunder“) mit auf eine vergnügliche Reise ins Goldene Zeitalter der Piraterie: Karibik, 18. Jahrhundert. Stede Bonnet (Rhys Darby), ein Adliger mit Frau und Kindern, hat sein altes Leben überraschend aufgegeben – und ist Pirat geworden. Mit einer bunt zusammengewürfelten Crew durchkreuzt er auf der „Revenge“ die Meere. Er selbst erträumt sich ein glamouröses Leben als „Gentlemen-Pirat“. Doch seine Gelehrsamkeit, seine teure Garderobe und seine Abscheu gegen Gewalt wirken dem Erfolg eher entgegen – folgerichtig bezeichnet ihn die Piratin Jackie (Leslie Jones) lieber als „Gentleman-Schwachmat“.
Seine Mannschaft steht deshalb oft kurz vor der Meuterei, und dann ist ihm auch noch die britische Marine auf den Fersen. Das Blatt wendet sich, als Stede auf Blackbeard (Taika Waititi, auch Regisseur) trifft, den legendärsten Piraten von allen. Der ist so ganz anders als der Gentleman, aber genau deshalb von ihm fasziniert. Zwischen den ungleichen Seeräubern bahnt sich eine Romanze an …
„Our Flag means Death“ ist lose von wahren Begebenheiten inspiriert: Den Gentleman-Piraten Stede Bonnet gab es wirklich, ebenso natürlich Edward Teach, besser bekannt als Blackbeard. Tatsächlich sind beide einige Zeit zusammen gesegelt. Doch darüber hinaus machen Jenkins und sein Team aus dem historischen Stoff eine Comedyserie mit Tiefgang, deren Figurenzeichnung eindeutig ins 21. Jahrhundert gehört. Die beiden Hauptdarsteller Darby und Waititi haben bereits mehrfach zusammengearbeitet, darunter bei Waititis Film „Drei Zimmer, Küche, Sarg“ und der Serie „Flight of the Conchords“.
Wie diese ist auch „Our Flag means Death“ im Ton gerade anfangs leicht, der Humor erwächst vor allem aus den exzentrischen Figuren, allen voran Stedes chaotischer Mannschaft. Dabei werden die Persönlichkeiten und Probleme der Figuren durchaus ernst genommen, und in den späteren Folgen rückt zunehmend die zentrale Romanze ins Zentrum. Nicht nur deshalb wurde „Our Flag means Death“ besonders in der queeren Community positiv aufgenommen. Ein Subplot behandelt zusätzlich die Liebe zwischen Stedes Crewmitgliedern Oluwande (Samson Kayo) und Jim (Vico Ortiz): Jim, eigentlich Bonifacia, muss sich als Mann verkleiden, weil sie Jackies Ehemann umgebracht hat, und entdeckt dadurch, dass er:sie nichtbinär ist.
Queere Repräsentation: Perfekt für den Pride Month
Unter der glatten Sitcom-Fassade versteckt sich also nicht nur viel Herz, sondern auch eine ganz schön progressive Sichtweise. Die Piraterie erweist sich dabei als überraschend effektive Metapher für einen freien Raum, in dem sich den strengen Vorgaben der Gesellschaft entkommen lässt. Kein Wunder, dass die zweite Staffel bereits in Produktion ist.
Ein Hinweis zur deutschen Sprachfassung: Durch die Synchronisation gehen zwangsläufig eine Menge Nuancen verloren, darunter die Akzente der Mannschaft, die aus aller Welt stammt. Auch Standes- und kulturelle Unterschiede werden im Englischen subtil sichtbar gemacht, wenn etwa Rhys Darby, eigentlich wie Waititi Neuseeländer, Stede mit britischem Akzent spielt, während Waititi als Blackbeard im Neuseeländischen bleibt. Wer die volle Erfahrung will, sollte „Our Flag means Death“ deshalb auf jeden Fall im Original schauen.