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Peter Ernst Eiffe & Friends im Kunstverein in Hamburg

Peter Ernst Eiffe & Friends
Ausstellung von „Peter Ernst Eiffe and Friends“ im Kunstverein Hamburg (Foto: (c) Fred Dott)

Für seine absurden Graffitisprüche in ganz Hamburg wurde Peter Ernst Eiffe bekannt. Der Kunstverein in Hamburg zeichnet seine Lebensgeschichte und künstlerischen Aktionen nach, die bis heute nachwirken.

Die Geschichte von Peter Ernst Eiffe ist außergewöhnlich und zugleich aufschlussreich. Sie erzählt von einem Mann, der durch Lebenskrisen zur kreativen Aktion griff, ganz Hamburg mit Graffitisprüchen versah und zur ikonischen Figur der 68er-Studentenbewegung wurde. Noch bis zum 15. August zeichnet der Kunstverein in Hamburg die Lebensgeschichte und das künstlerische Wirken von Peter Ernst Eiffe nach. Die Gruppenausstellung zieht dabei ebenso Eiffes künstlerisches und soziales Umfeld mit ein.

„Eiffe for president, alle Ampeln auf gelb“

Eiffes Kunstaktionen begannen im Jahr 1968. Nachdem Eiffe beim Statistischen Landesamt Hamburg fristlos entlassen und zu allem Übel auch noch von Frau und Tochter verlassen wurde, legte er los: An sämtlichen öffentlichen Plätzen der Stadt beschriftete er Briefkästen, Plakate oder Straßenschilder mit absurden Sätzen, wie „Eiffe for president, alle Ampeln auf gelb“ oder „New York, Tokio, Wandsbek: Eiffe für alle“. Auf einigen Graffiti hinterließ er zudem seinen Namen sowie seine Kontaktdaten. Er selbst verstand seine Werke als Kunst, die Hamburger Hochbahn hatte dagegen weniger Verständnis für seine Aktionen und verlangte ein Bußgeld von 900 DM von Eiffe. Der wiederum reagierte prompt mit der selben Geldforderung an die Hochbahn mit der Begründung, dies sei die Rechnung für seine Werke. Ob eigenwilliger Humor, antiautoritäre Rebellion oder Avantgardekunst, sein Handeln sorgte für viel Aufmerksamkeit, die auch der damaligen Studentenbewegung nicht verborgen blieb und er von Fritz Teufel zur Kundgebung am 1. Mai als Gastredner eingeladen wurde.

Seine öffentlichen Auftritte endeten vorerst mit seiner Festnahme, nachdem er mit seinem Auto in den Hamburger Hauptbahnhof fuhr und anschließend in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wurde. Der Versuch, in einer Werbeagentur in Düsseldorf neu durchzustarten, blieb nicht von langer Dauer. Sein Leben nahm nach einem erneuten, diesmal längerem Klinik-Aufenthalt ein tragisches Ende: 1982 entkam er aus der Klinik und wurde Monate später erfroren aufgefunden.

Was wollte Peter Ernst Eiffe?

Doch was wollte Peter Ernst Eiffe erreichen, was trieb ihn an und was bewirkte sein Schaffen? Eiffe wuchs unmittelbar zu Beginn der Nachkriegszeit auf und erfuhr die rasche Entwicklung des kapitalistischen Wirtschaftssystems in Westdeutschland mit seinen alltäglichen Absurditäten. Gegen diese gesellschaftliche- und politische Welt um ihn herum versuchte er sich zu behaupten, zu protestieren und sich zu befreien, wie er selbst erklärte: „Wenn man sich die Freiheit nimmt, sein Unbewusstes unzensiert in Sprachform auf die Wirklichkeit wirken zu lassen, so kann das nur in der Hoffnung geschehen, dass dies als Protest gegen die absurd scheinende Welt des manipulierten Verstandes nachempfunden werden kann.“ Mit seinen Aktionen suchte er nach einem Ausdruck der Kritik am System, und verstand seine Werke als ein Aufzeigen und Entlarven des Absurden im Alltag. Damit greift sein künstlerischer Ansatz Stilrichtungen wie Happenings oder Fluxus auf und gleicht den Aktionen der Situationisten.

Gemeinsam mit Werken von Yuji Agematsu, Christian Bau, K.P. Brehmer, Peter Ernst Eiffe, Jef Geys, iLL, Heino Jaeger, Jacqueline de Jong, Sigmar Polke, Recht auf Stadt und Alles Allen, Chris Reinecke, Annette Wehrmann und Laura Ziegler zeigt die Ausstellung den kunsthistorischen Kontext sowie Bezüge zur heutigen Zeit auf. Ein einführendes Gespräch zur digitalen Ausstellungseröffnung gibt es in diesem Video zu sehen:

Weitere Infos zur Ausstellung „Peter Ernst Eiffe & Friends“ gibt es auf der Webseite vom Kunstverein in Hamburg.

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