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„Petra Kelly – Act Now“: Der internationale Glanz der frühen Grünen

Petra Kelly Kino Dokumentarfilm „Petra Kelly – Act Now!“
Die grüne Aktivistin und Politikerin Petra Kelly hat einen Dokumentarfilm erhalten, der das Leben der Ermordeten im Detail aufzeigt. (Foto: © Bildersturm Filmproduktion / Mit Genehmigung von Archiv Grünes Gedächtnis der Heinrich-Böll-Stiftung)

Regisseurin Doris Metz hat einen Dokumentarfilm über die grüne Aktivistin Petra Kelly gedreht: „Petra Kelly – Act now!“ kommt jetzt in die Kinos.

Die internationale Vernetzung der grünen Aktivistin und Politikern Petra Kelly war enorm. Gleichzeitig war sie in der ersten Grünen Bundestagsfraktion ziemlich isoliert. Der Kinofilm „Petra Kelly – Act now!“ geht diesem Widerspruch nach, kann ihn aber nicht ganz aufklären.

Sie war Grüne der ersten Stunde und doch nie Teil der Klüngel und Cliquen im Richtungsstreit der Ökopartei, Petra Kelly machte von Anfang an ihr eigenes Ding – mit großer Dringlichkeit. Doch ist sie heute nahezu vergessen. Luise Neubauer sagt im Dokumentarfilm „Petra Kelly – Act Now!“, der jetzt in die Kinos kommt, dass sie eher zufällig auf den Namen stieß, als sie nach Verbindungen zwischen Klimaaktivismus und Feminismus suchte. Dabei war Kelly in den 1980ern eine der schillernden Figuren der gerade für Furore sorgenden Partei der Grünen. Und das hatte Gründe: In den USA hatte die Tochter eines GI Wahlkampf für Robert Kennedy gemacht bis zu dessen Ermordung, später für den gegen Richard Nixon unterlegenen Demokraten Hubert Humphrey. Zehn Jahre vor der Gründung der Grünen war Petra Kelly schon Atomkraftgegnerin, agitierte in Ländern wie Australien und Japan und brachte sich strukturierte Arbeit in der EG-Verwaltung bei. Der Dokumentarfilm von Doris Metz zeigt diese Weltgewandtheit der Feministin und Ökologin Kelly im Detail, die damit ein Gegenpart der damals noch muffigen und der Scholle anhängenden Grünen war. Genauso aber zeigt der Dokumentarfilm die Verletzlichkeit der sich immer stark gebenden und doch ständig unter Bedrohungen stehenden Politikern auf, die sich vielleicht auch deshalb mit Gert Bastian liierte, einem ehemaligen Bundeswehrgeneral, der immer eine Waffe bei sich hatte und sie schließlich 1992 ermorden sollte. Nicht viele Grüne kommen im Film zu Wort. Der zur SPD gewechselte Otto Schily spricht Kluges über Kelly, ihr Halbbruder John Kelly jr. weiß viel über ihren familiären Background zu erzählen, so wie die Freundin Eva Quistorp auch Privates über die Aktivistin Kelly einbringt. Die New Yorker Friedensaktivistin Cora Weiss schließlich und der indigene Umweltaktivist Milo Yellow Hair zeigen auf, wie Petra Kelly die Grünen überhaupt erst auf die internationale Landkarte brachte. Lukas Beckmann aber ist der einzige Grüne der ersten Stunde, dem man seine heute noch tiefe Verbundenheit mit der damals so unerbittlichen wie einnehmenden Kämpferin in jedem Satz anmerkt. Was fehlt, ist eine Analyse von Petra Kellys Politikstil, der einerseits ständig berechtigte Dringlichkeit zum Ausdruck brachte, andererseits aber auch ihr mangelndes Gespür für Diplomatie, sie war halt Aktivistin und keine Kämpferin , die im ihr zutiefst zuwideren Haifischbecken der grünen Machtkämpfe bestehen wollte. Tipp: Diesen Film gemeinsam mit dem Dokumentarfilm „Die Unbeugsamen 2 – Guten Morgen, Ihr Schönen!“ anschauen.

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