Premiere im Poletto Palazzo: Hamburg präsentiert „Unikate“
Am Donnerstagabend hatte er eine gelungene Medienpremiere, heute startet der Poletto Palazzo im Hamburger Spiegelpalast in die Saison 22/23.
Gleich vornweg müssen wir vielleicht etwas ungerecht gegenüber dem gesamten Ensembel sein, aber: Das Herz der Zuschauerinnen und Zuschauer am meisten erobert hat am Donnerstag die Chinesin Junru Wang. Die Equilibristin, die schon mit dem Cirque du Soleil auf Tour war, lieferte eine dermaßen begeisternde Darbierung in der Kunst des Balancierens, dass sie nicht nur den meisten Szenenapplaus einheimste, sondern auch am Ende der Show „Unikate“ des Poletto Palazzo den mit Abstand stärksten Schlussapplaus erhielt. Und das war gar nicht so einfach, denn die gesamte Show überzeugte (hier mehr zur Regie der Show).
Und das, obwohl gleich zur Medienpremiere zwei Acts krankheitsbedingt ersetzt werden mussten. Doch im Laufe der kommenden Woche soll der von langer Hand geplante Showablauf wieder komplett sein. Bei der Medienpremiere bestach sowohl der Conferencier Daniel Reinsberg mit seinen Bauchrednernummern als auch der kanadiche Comedian Cbastien Tardif mit seinem souverän-tollpatschigem Charakter. Ebenfalls aus Kadada und vor allem verdammt stark: Sam & Louis am Fangstuhl. Nat & Jo am Vertikalseil brillierten mit ihrer Anmut und vor allem der Vertrautheit, die den sportlichen Charakter ihrer Nummer fast vergessen ließ. Auch wenn jetzt hier nicht alle Namen und Nummern genannt werden können, muss die musikalische Begleitung bei Poletto Palazzo eigens erwähnt werden. Die Boomraiders – immer wieder unplugged mitten in der Manege, häufig elektrisch verstärkt auf der Bühne – boten jederzeit das perfekt auf die jeweilige Nummer abgestimmte akustische Gefühl. Lediglich Sängerin Katharina Münz hatte einen oft undankbaren Job: Ihre Gesangseinlagen vor allem in den Essenspausen des Varietés gingen etwas unter. Manchmal hatte man das Gefühl, man hätte den Gesang etwas stärker in den Vordergrund mischen müssen, damit die Aufmerksamkeit des Publikums trotz kulinarischer Ablenkung nicht gar so abgelenkt wird.
Und doch war auch dieser Poletto Palazzo – der erste nach über zwei Jahren Corona-Pause – eine gelungene Mischung aus Artistik, Comedy, Musik und einem hervorragenden Menü, zusammengestellt von der Köchin Cornelia Poletto, die hier mal wieder ungerecht knapp abgehandelt wird. Wir sind zerknirscht.