„Everything is going to be alright“ von Princess Chelsea: Alles wird gut?
Eigentlich verziert Princess Chelsea ihren rosafarbenen Pop mit einem zwinkernden Auge. Doch darauf verzichtet die Neuseeländerin diesmal ganz bewusst.
Chelsea, wenn du dein neues Album „Everything is going to be alright“ nennst, ist das gar nicht ironisch gemeint, oder?
Chelsea Nikkel: Absolut nicht. Vor vier Jahren habe ich aus gesundheitlichen Gründen beschlossen, eine Pause mit der Musik einzulegen. Es gibt den Titelsong ja zweimal: Das Stück am Anfang der Platte habe ich geschrieben, bevor ich für einige Monate wirklich gar nichts mehr gemacht habe. Auch der letzte Song trägt den Titel „Everything is going to be alright“, und der ist erst Anfang diesen Jahres entstanden, als der Rest der Platte bereits fertig gewesen ist. Das Album beschreibt die Befreiung aus einer toxischen Beziehung, aber der Trost, der in diesem Heilungsprozess liegt, soll universell funktionieren. Das Gegenüber ist eine Art Platzhalter.
Was hörst du selbst im zweiten Teil des Titelsongs?
Nikkel: Er klingt ernsthaft und sehr erwachsen – aber auf eine gute Weise. (lacht) Früher hätte ich diese Ernsthaftigkeit hinter Humor versteckt.
Kaum ein Text über deine Musik ist bislang ohne die Worte „Ironie“ und „Zynismus“ ausgekommen.
Nikkel: Das passt schon, wobei ich Zynismus immer abstreite. (lacht) Wenn Ehrlichkeit ungemütlich wird, ist Ironie natürlich eine verlockende Option. Das Spiel mit der Doppelbödigkeit ist ja auch noch da, aber zu viel Ironie langweilt mich mittlerweile.
„Die meiste Arbeit machen schon die catchy Popsongs. Diese kleinen Irritationen, die Querverweise und Doppeldeutigkeiten, sind dann der spaßige Teil.“ Princess Chelsea im Interview zu ihrem neuen Album „Everything is going to be alright“
Alle fünf Platten, die du bisher als Princess Chelsea veröffentlicht hast, sind voller eingängiger Popsongs, die mal wie vergessene Klassiker aus den 60ern klingen und mal an Ohrwürmer aus den 80ern erinnern. Liegt für dich die große Herausforderung beim Schreiben und Produzieren vor allem darin, diese kleinen Widerhaken einzubauen, die man oft erst bemerkt, wenn man den Song längst mitsingt?
Nikkel: Ach was, die meiste Arbeit machen schon die catchy Popsongs. Diese kleinen Irritationen, die Querverweise und Doppeldeutigkeiten, sind dann der spaßige Teil. Ich bin ein Musiknerd, habe jahrelang in einem Plattenladen gearbeitet und kann da aus einem großen Fundus schöpfen. Aber gerade bei der neuen Platte trifft das zu: Je simpler und unmittelbarer ein Song klingt, desto mehr habe ich mit ihm gerungen.
Bei den neuen Songs kommt überraschend oft die Gitarre zum Einsatz. Brauchtest du die für die unterschwelligen Aggressionen?
Nikkel: Vermutlich. (schmunzelt) Synthies könnten das womöglich auch ausdrücken, aber mich hat die Gitarre gereizt, weil ich eigentlich nur Bass spielen kann. Gerade wenn du ein Instrument nicht wirklich spielen kannst, entstehen oft spannende Ideen. Außerdem wollte ich die Energie unserer Konzerte einfangen. „The Forrest“ ist der erste Song in der Geschichte von Princess Chelsea, den wir live mit der Band im Studio eingespielt haben.
Auch „I don’t know“ dürfte bei Konzerten eine kathartische Wirkung haben.
Nikkel: Bei diesen seltsamen Sounds und dem Gitarrensolo habe ich mich von Lindsey Buckingham inspirieren lassen. Der hat zu der Zeit von „Tusk“ echt bizarre Songs aufgenommen, die klingen, als wolle er im Koksrausch eine punkige Version von Fleetwood Mac erschaffen. (lacht) Mal sehen, was das mit mir auf der Bühne macht.