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Riad Sattouf: Der Araber von morgen – Eine Kindheit im Nahen Osten (1978-1984)

Es gibt Idioten, die behaupten, die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo hätte es irgendwie schon verdient, von Glaubensfanatikern angegriffen zu werden, weil die Satiriker sich ständig über Religion lustig gemacht hätten. Denen sei Riad Sattouf ans Herz gelegt, Filmemacher, Comiczeichner, regelmäßiger Karikaturist für Charlie Hebdo, geboren 1978 in Paris, aufgewachsen in Libyen und Syrien. „Der Araber von morgen“ ist eine für die französische Comictradition typische Kindheitserinnerung, die trotz karikaturhaftem Strich von großem Realismus geprägt ist, humorvoll, selbstironisch, drastisch. Vor allem aber: in keiner Weise denunzierend. Im Zentrum steht der Vater des kleinen Riad, ein religonskritischer, in Frankreich ausgebildeter Intellektueller, der, desillusioniert vom französischen Rassismus, den eigentlich verachteten Islam als politischen Hebel für die Entkolonialisierung versteht – und der bis zum Ende nicht sieht, wie sehr er sich getäuscht hat. Extreme Erfahrungen macht Riad nicht, nur die eigenartige Desorientierung eines Jungen zwischen den Kulturen, eines Kindes, das nicht weiß, wo es hingehört. „Der Araber von morgen“ ist geprägt von kindlicher Leichtigkeit, von der Hoffnung, dass die multikulturelle Gesellschaft einen Platz bereit hält für jemanden, der anders ist. Eine Hoffnung, die Fanatiker gleich welchen Glaubens nie verstehen werden.

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