Richard III: Residenztheater, München
Eine Blaupause für grotesk-grausige Bösewichte von Kim Jong-un bis Donald Trump: „Richard III“ in München
Shakespeares grimmig-böse Tragödie „Richard III“ wird aktuell viel inszeniert: An der Berliner Schaubühne spielte Lars Eidinger den Titelhelden mit nahezu selbstaufgebender Körperlichkeit, am Hamburger Thalia zeigte Antú Romero Nunes die elisabethanischen Ränkespiele mit freundlicher Ironie, und am Frankfurter Schauspielhaus durfte Jan Bosse die Intendanz Anselm Webers mit einem so unaufgeregten wie staatstheatertauglichen „Richard III“ programmatisch eröffnen.
Einen konkreten politischen Gegenwartsbezug vermieden all diese Inszenierungen freilich, obwohl gerade der sich anbieten würde – immerhin ist Richard eine der fiesesten Figuren der Theaterliteratur, die ihre körperliche Missgestalt in absoluter Bösartigkeit sublimiert und so immer tyrannischere Züge annimmt, eine Blaupause für grotesk-grausige Bösewichte von Kim Jong-un bis Donald Trump.
Vielleicht traut sich Michael Thalheimer am Bayerischen Staatsschauspiel an den Transfer ins heute? „Seine Strategie folgt einer Dynamik der Eskalation, geht an die Grenzen des Möglichen und nimmt einen Weg, der das Gelingen nicht aus der Mitte heraus, sondern vom Extrem her bestimmt“ zitiert die Vorankündigung den Literaturwissenschaftler Joseph Vogl – das ist auf Shakespeares Richard gemünzt, könnte sich aber inhaltlich ebenso auf Trump beziehen.