„Riefenstahl“: Die Lügen der Nazi-Regisseurin
Regisseur Andres Veiel hat mit dem Dokumentarfilm „Riefenstahl“ ganze Arbeit geleistet: Er zerstört die letzten Mythen der Nazi-Regisseurin Leni Riefenstahl, die diese über sich selbst verbreitet hat.
Sandra Maischberger produzierte den Film „Riefenstahl“, den der Regisseur Andres Veiel aus vielen alten und oft noch in der Giftschränken der Nazi-Regisseurin Leni Riefenstahl versteckten Materialien zusammenstellte. Das Ergebnis ist eine endgültige Demaskierung der Frau, die sich in der Bundesrepublik immer als unbescholtene Künstlerin in der Nazizeit zeichnete. „Riefenstahl“ startet jetzt in den Kinos.
Als die Journalistin Sandra Maischberger Anfang der 2000er ein Interview mit Leni Riefenstahl führte, ärgerte sie sich hinterher, dass sie die Nazi-Regisseurin nicht hatte knacken können – die Methoden der Hitler-Vertrauten bei der eigenen Legendenbildung waren zu gut. Die Folge: Als lange nach dem Tod der Regisseurin („Triumph des Willens“, „Olympia“) im Jahr 2016 deren Nachlass der Stiftung Preußischer Kulturbesitz übergeben wurde, beantragte Maischberger Einblick ins zum Teil penibel strukturierte Archiv, das in 700 Kisten schlummerte, und engagierte als Produzentin Regisseur Andres Veiel („Ökozid“, „Beuys“) für diesen Dokumentarfilm. „Riefenstahl“ ist das Ergebnis, ein Film, der die von Leni Riefenstahl zu Lebzeiten immer wieder erzählten Mythen vom Nichtwissen um die Shoa sowie die Kriegsverbrechen der Wehrmacht zerlegt. Interviewaussagen werden mit Belegen gegengeschnitten, die Riefenstahls Lügen aufdecken; bis heute nicht veröffentlichte Sequenzen aus alten Interviews werden gezeigt, in denen die Regisseurin wegen kritischer Fragen regelrecht explodiert und sich das Mikro vom Körper reißt; alte Tondokumente werden abgespielt, in denen sie vertraut mit Altnazis der 1960er und 70er Jahre spricht. Leni Riefenstahl wird mit diesem Film posthum die Macht über die eigene Biografie als unpolitische Künstlerin entrissen, endlich, denn das war höchste Zeit.