Roms blutiger Gründungsmythos
Der Gründungsmythos Roms als Serie: Am 1. Januar startet der italienische Zehnstünder „Romulus“ des Regisseurs Matteo Rovere auf Magenta TV.
Der Gründungsmythos Roms bietet Stoff ohne Ende für die Durchdringung des Bildes, das die Weltmacht damals von sich hatte: Die Brüder Romulus und Remus als Söhne des Kriegsgottes Mars und der Priesterin Rhea Silvia werden von einer Wölfin aufgezogen und ernährt und gründen als Erwachsene die Stadt Rom. Drehbuchautor Filippo Gravino hat 2019 bereits gemeinsam mit Regisseur Matteo Rovere einen Film darüber gemacht: Gravino, der auch die Drehbücher zu „Gomorrha – Die Serie“ geschrieben hat, schrieb das Drehbuch zum Kinofilm „The first King – Romulus und Remus“, der 2019 in die Kinos kam. Viel freier als in diesem Film ging er jetzt in der Serie „Romulus“ mit dem Mythos der Gründung Roms um. Die blutige Geschichte handelt von den Brüdern Enitos und Yemos, deren Großvater, König Numitor, im achten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung nach einer langen Dürre in der Region Latium abdanken muss und verstoßen wird: Die Götter lassen über die Priesterinnen wissen, dass nur sein Opfer die Natur wieder fruchtbar werden lässt. Tödliche Ränkespiele um das Erbe des Königsthrons sind die Folge, und Yemos muss verletzt fliehen.
Angst vor den Naturgöttern und blutige Gewalt im Kampf um die Macht prägen diese Serie, die zunächst zwei Handlungsstränge aufweist: den von Jugendlichen einerseits, die als eine Art Initiationsritus für ein halbes Jahr in einen tiefen Wald geschickt werden, wo eine Wolfsgöttin für Angst und Schrecken sorgt und wo sich innerhalb der Gruppe auf brutale Art und Weise eine neue Rangordnung bildet. Im anderen Handlungsstrang muss Yemos auf der Flucht um sein Leben bangen. Dann werden die beiden Erzählstränge zusammengeführt, und die eigentliche Geschichte um die Gründung Roms beginnt.
„Romulus“ kann auf Magenta TV, dem Streamingportal der Telekom, in zwei Sprachen gestreamt werden: auf Deutsch oder – mit Untertiteln natürlich – auf Latein, denn Sky Italien hat den Zehnstünder komplett in Latein gedreht. Das erinnert sofort an die deutsche Netflix-Serie „Barbaren“, in der die Römer in Germanien ebenfalls nur Latein reden. „Romulus“ hat gegenüber der Geschichte von der Schlacht im Teutoburger Wald zwischen den Germanen und der römischen Streitmacht filmästhetisch die Nase etwas vorn: Die düstere Bedrohung, die das gesamte Setting dominiert, ist viel deutlicher und auch nachvollziehbarer eingebunden. Und das liegt nicht daran, dass die Gründung Roms im achten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung und damit auch knapp 800 Jahre vor der Varusschlacht angesiedelt ist. Nein, die Naturgewalten als ständig vorhandene Konstante sind schlicht gut eingefangen. Der Sandalenfilm hat derzeit ein Revival, und Italien schaut auf die Wurzeln Roms. jw