Roskilde 2025: Fontaines D.C. solidarisieren sich mit Kneecap und Bob Vylan

Die irische Band hat ihr Konzert in Roskilde zeitweise zu einer Palästina-Demo umfunktioniert – nachdem es beim Glastonbury Festival Kontroversen gegeben hatte.
Natürlich sind alle Festivals immer auch politisch – und das gilt insbesondere, wenn man politische Bands einlädt. Dieser Festivalsommer ist spätestens seit dem Glastonbury Festival von Kontroversen überschattet, auf dem eine Reihe Künstler:innen sich im Angesicht der andauernden Angriffe Israels auf Gaza mit der Bevölkerung dort solidarisiert haben. Einige von ihnen sind ihrer Wortwahl so weit gegangen, dass es zu offizieller Kritik und juristischen Konsequenzen geführt hat. Klar, dass diese Debatte schon im Vorfeld auch das Roskilde Festival eingefärbt hat. Mit Fontaines D.C. sind gleich am Mittwoch, den 2. 7., die ersten internationalen Headliner auf der ikonischen Orange Scene aufgetreten – eine Band, die sich schon seit Jahren bei jedem Konzert mit den Palästinenser:innen solidarisiert. Die Frage im Vorfeld war allerdings: Wie weit würden die Iren gehen, gerade in der Erinnerung an Glastonbury?
Glastonbury: Rechtliche Konsequenzen für Bob Vylan
Bei dem englischen Festival hatten Äußerungen mehrerer Künstler:innen für Vorwürfe von Antisemitismus und Aufrufen zur Gewalt gesorgt. Unter anderem das Duo Bob Vylan, das im Rahmen des Festivals das Publikum dazu aufgerufen hat, „Death to the IDF“ – also „Tod den israelischen Verteidigungsstreitkräften“ – zu skandieren. Die Konsequenzen kamen prompt. Es gab Kritik vom britischen Premier Keir Starmer, eine polizeiliche Ermittlung, mittlerweile den Entzug der US-Visa sowie die Streichung der Band beim Radar Festival in Manchester. Starmer hatte sich außerdem bereits vor dem Glastonbury Festival gegen den Auftritt des irischen Trios Kneecap ausgesprochen, das für seine Kritik Israels bekannt ist. Mitglied Mo Chara wird beschuldigt, bei einem Konzert die Flagge der Hisbollah gezeigt zu haben. Das hat zu einer Anklage wegen Terrorismus geführt, aktuell ist er gegen Kaution auf freiem Fuß. Eine Reihe Veranstalter, auch in Deutschland, haben daraufhin Auftritte der Band abgesagt. Chara selbst streitet die Vorwürfe ab, in einem offenen Brief hat sich eine Reihe Künstler:innen mit ihm solidarisiert, darunter Brian Eno, Pulp und Fontaines D.C.
Fontaines D.C. machen aus ihrem Auftritt eine Palästina-Demo
Entsprechend war es nicht überraschend, dass sich Fontaines D.C. am Mittwoch beim Roskilde erneut mit Kneecap und Bob Vylan solidarisiert haben. Allerdings wirkte es während des Sets lange so, als würde die Band überhaupt nichts sagen wollen – es gab kein Grußwort von Sänger Grian Chatten oder einem anderen Mitglied. Die Band begann wortlos, aber pünktlich um 20 Uhr mit ihrem Konzert. Musikalisch wirkte sie dabei vielleicht sogar zu routiniert. Die politische Schlagrichtung war trotzdem klar, wie die palästinensische Flagge auf der Bühne und der Slogan „Free Palestine“ auf den Bildschirmen deutlich machten. Doch erst zum Ende ihres Konzerts wurden Fontaines direkter: In einer großangelegten Aktion holten sie nach dem Lied „I love you“ palästinensische Aktivist:innen auf die Bühne, denen sie das Wort überließen. Diese riefen das Publikum zu verschiedenen Skandierungen auf, darunter Parolen auf Arabisch sowie den Slogan „From the River to the Sea, Palestine will be free“, der von Kritiker:innen als Aufruf zur Zerstörung Israels verstanden wird. Ganz zum Schluss sagte Chatten noch, dass die Band Bob Vylan und Kneecap unterstütze, bevor das Konzert mit einer Performance des Songs „Starburster“ zu Ende ging.
Dass der Auftritt Fontaines D.C. eine ähnliche Kontroverse nach sich zieht wie der von Bob Vylan beim Glastonbury, ist unwahrscheinlich. Denn Dänemark ist nicht das Vereinigte Königreich, und explizite Wünsche für den Tod von Menschen sind ausgeblieben. So oder so ist das Konzert ein Meilenstein in der Roskilde-Geschichte – politisch waren schon viele Auftritte, aber das eigene Konzert praktisch in eine Demo zu verwandeln, ist dann noch mal einen Schritt weiter. Und ein weiteres Anzeichen dafür, wie die Krise in Gaza alles überschattet.