„Roter Himmel“ von Christian Petzold
Christian Petzold hat mit „Roter Himmel“ mit Paula Beer wieder einen der Filme des Jahres gedreht – wäre prima, wenn das auch möglichst viele Leute mitkriegen.
„Roter Himmel“ von Christian Petzold wurde bei der Berlinale mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet – und der Deutschen Filmakademie war das nicht eine einzige (!) Nominierung für den Deutschen Filmpreis wert. Das ist ein Skandal für sich, der erneut zeigt, wie reformbedürftig die Filmakademie ist und wie wenig Ahnung die Mitglieder und Federführende dort von wirklich guten Filmen haben. Jede Wette, dass bei der Verleihung am 12. Mai der dröge, ultrabrutale und dennoch mehrfach Oscar-prämierte „Im Westen nichts Neues“ fast als Preise abgreifen wird und die Schulterklopferei in der deutschen Kinobranche bis ins ferne Los Angeles hinüberschallt …
„Roter Himmel“: Christian Petzold at his best
Petzolds wunderbarer, sanfter Sommerfilm soll hier also umso nachdrücklicher als einer der (deutschen) Filme des Jahres benannt werden. In einem Sommerhaus an der Ostsee treffen verschiedene Personen aufeinander. Da ist der Schriftsteller Leon (Thomas Schubert, King of Stonks), der sein Buch fertig schreiben will, weil der Lektor (Matthias Brandt) sich angekündigt hat. Da ist Leons Kumpel Felix (Langston Uibel), da kommt Nadja (zum dritten Mal in Folge bei Petzold die weibliche Hauptrolle: Paula Beer, Undine) dazu mit ihrem Lover Devid (Enno Trebs), der sich auch für Felix interessiert, während Leon sich in Nadja verliebt und doch eigentlich etwas zu Papier bringen muss – und in der Sommerhitze fängt der Wald in der Nähe an zu brennen; die rötlich schimmernden Flammen in der Entfernung subtile Metaphern für die Gefühle und Begehren, die die Protagonisten verzehren, genau wie das Feuer das Holz auffrisst …
Wie immer bei Petzold, von Jerichow (Film noir, Liebesfilm) und Yella (Gruselfilm, Wirtschaftsdrama) über Phoenix (Melodram, Psychothriller) bis zu „Undine“ (Märchenfilm) sind die Inspirationen und Vorbilder auch bei „Roter Himmel“ zahlreich und von ungeheurerer, wieder mal, Subtilität. Unser Autor Matthias Jordan nennt in seiner Kritik „Shilling“, „Tanz der Teufel“ und „Call me by your Name“, und fast jeder französische Sommerfilm dürfte ebenfalls Pate erstanden haben.
Hier gibt es unsere ausführliche Kritik zum Film und alle Vorstellungen in deiner Stadt.