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„Saint X”: Kapitalismuskritik und Mord unter Palmen

Saint X Disney+ Disneyplus Star
Saint X -- “A Lovely Nowhere” - Episode 101 -- The Thomas family arrive on Saint X for what seems like an idyllic family trip. Meanwhile, in present day Brooklyn, Emily has a surprise encounter with someone from her past. We see the genesis of Gogo and Edwin’s friendship. Claire (Kenlee Townsend) and Alison (West Duchovny), shown. (Photo by: Palmoa Alegria/Hulu)

Als Claire Sieben ist, wird ihre Schwester Alison auf einer Karibikinsel getötet. Wer war es? Noch viele Jahre später lässt Claire diese Frage nicht los. Dann beginnt sie zu recherchieren. Die Serie „Saint X”. über einen Mord im Umfeld von kapitalistischer Ausbeutung und hinweggelächelter Klassengegensätze läuft auf Disney+ Star.

Zeitebenen und Blickwinkel wechseln ständig und machen die Serie komplex

Emily Thomas (Alycia Debnam-Carey, „Fear the Walking Dead”) ist eine traumatisierte Frau, die immer wieder Flasbacks in ihre Kindheit hat: Vor Jahrzehnten wurde ihre Schwester Alison (West Duchovny) während des Urlaubs der Familie Thomas auf der fiktiven karibischen Insel Saint X ermordet, zwei Bedienstete des Luxusressorts wurden zwar der Tat verdächtigt, doch mangels Beweisen freigesprochen. Emily, die damals ein kleines Kind war und in ihrer Schwester Alison ein Vorbild sah, konnte den Mord nie verwinden. Dann sieht erkennt sie in einem Taxifahrer einen der vermeintlichen Täter wieder und beginnt regelrecht obsessiv, den Fall noch einmal aufzurollen. Dabei muss Emily erkennen, dass alles ganz anders war als damals auf Saint X angenommen.

Saint X“ (ab sofort bei Disney + auf dem Kanal Star) lässt sich inhaltlich nicht auf einen Nenner bringen, und das ist absolut als Lob zu verstehen. Als Verfilmung des gleichnamigen Romans von Alexis Schaitkin nimmt sich die Serie viel Zeit, den versteckten Rassismus der im Grunde liberalen Eltern von Emily und Alison aufzuzeigen – im Umgang mit den Animateuren des Ressorts genauso wie mit dem Beiseiteschieben der Tatsache, dass sie als wohlhabende amerikanische Familie nur aufgrund kapitalisitscher Strukturen an diesem Strand ihren Urlaub verbringen können. Das anfänglich schlechte Gewissen, geschürt vor allem von Alison, weicht immer mehr dem Willen, den Urlaub zu genießen.

Doch warum musste Alsion sterben? In allen Rückblenden zeigt die auf gleich mehrere Zeitebenen spielende Serie nicht nur den Alltag der Bediensteten des Ressorts – es sind allesamt Schwarze. Die Serie zeigt auch viele weitere Gäste des Ressorts, und alle haben sie etwas Zwielichtiges, Uneindeutiges, was in kurzen Sequenzen nur angedeutet wird, aber Potential bietet für eine bessere Ausleuchtung in späteren Folgen. Auch Emilys Spätfolgen ihrer Traumatisierung von damals sind noch nicht genau benannt, man sieht nur, dass ihr aktueller Lebensgefährte um sie weiß und seine Rücksichtnahme auf seltsame Angewohnheiten wie etwa plötzliches Abtauchen von Seiten Emilys schon eine gewohnte Handlung ist.

Saint X“: Das Warum ist viel wichtiger als das Wer

Die Serie ist deshalb so gut, weil der Mord und die Suche nach dem Mörder absolut nicht im Zentrum der Handlung steht, sondern statt dessen menschliche Beziehungen, sozialkritische Aussagen ohne Zeigefinger und ein ganz genauer Blick auf die einzelnen Charaktere. „Saint X“ ist in der Hauptsache ein Drama und nur nebenbei ein Krimi. Das Drehbuch schrieb Leila Gerstein („The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd”), Regie führte Dee Rees, die für ihren Film „Mudbound“ 2017 für den Oscar nominiert worden war.

 

 

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