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Sam Gendel: Satin Doll

Sam Gendel – Satin Doll
Sam Gendel – Satin Doll (Foto: Nonesuch)

Eigentlich steht es im Jazz ja an der Tagesordnung, dass alte Stücke neu interpretiert werden. Aber Sam Gendel interpretiert nicht – er dekonstruiert.

Auf den ersten Blick mag es wenig verwunderlich erscheinen, dass Sam Gendel auf seinem Album einige der bekanntesten Titel der Jazzhistorie versammelt. Denn, dass bereits bekannte Stücke neu interpretiert werden, ist im Jazz gar nicht so neu, sondern gehört fest zur Tagesordnung. Aber wie so häufig lohnt sich auch hier ein zweiter Blick, denn Gendel – auf der Platte unterstützt von Gabe Noel am E-Bass und Philippe Melanson an elektronischer Percussion – interpretiert nicht nur, er dekonstruiert.

Duke Ellingtons „Satin Doll“ wird sein viel geliebter Swing entzogen, stattdessen bläst Gendel sein Saxofon im Einklang mit schwebenden Synthesizern über tröpfelnde Elektro-Drums und einen vorsichtig um sich tastenden Bass. Auf „Afro Blue“ – Rest in Peace, Coltrane – wird das Thema zum Loop erklärt und von Bass und Drums mit funkigen Grooves umspielt. Dennoch erreicht die Verfremdung der Stücke nie die Unkenntlichkeit, eher wirken Gendels Interpretationen wie zeitgemäße Remixes der Originale – und eben, weil er sie ins 21. Jahrhundert holt, zollt er ihnen Respekt.

Satin Doll erscheint am 13. 3. via Nonesuch.

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