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Sam Himself vertont die Zerrissenheit – mit Mondlicht und Melancholie

Der schweizerisch-amerikanische Indie-Musiker Sam Himself schenkt uns mit „Moonsongs“ ein Album, das zugleich Abschiedsbrief ans Gestern und sehnsüchtiger Blick ins Morgen ist.
Geboren in Basel, lebt Samuel Koechlin alias Sam Himself inzwischen in Brooklyn. Und genau dort, zwischen Neuanfang und Aufbruch, spielt sich auch sein neues Album „Moonsongs“ ab, welches am 24. Oktober erscheint. Zehn Tracks erzählen von geflüsterten Abschieden und von der Stille zwischen den Momenten, in denen man nicht weiß, wohin man gehört. Es ist ein Album über das Pendeln, geografisch wie emotional, und über das Loslassen, ohne zu vergessen. „Alle Songs handeln in gewisser Weise von Dingen, Menschen, Ereignissen, die außerhalb meiner Kontrolle lagen“, sagt Sam selbst über die Entstehung seines dritten Albums. „Sie zu schreiben ergab erst dann Sinn, als ich aufhörte, den Prozess so sehr kontrollieren zu wollen.“
„Moonsongs“ beginnt mutig: Die ersten beiden Songs sind länger als fünf Minuten, ein seltener Luxus im Streamingzeitalter. Doch Sam Himself vertraut seinem Gespür. Und dieses Gespür führt direkt in eine filmische Klangwelt, die zwischen Großstadtnacht und Zugfenster-Ausblick schwelgt. „Lisa Marie“ macht uns zum Hauptcharakter eines stillen Dramas. Mit „Backstreets“, einer bittersüßen Indie-Hymne, tanzt man sich durch die Nacht, und in „Runaway“ zupft man innerlich die Luftgitarre. Musikalisch verbindet Sam Alternative-Indie, Folk und Rock zu einem Klang, der an The National, Bon Iver oder The Bleachers erinnert. Mit den Größen dieses Genres kann Sam Himself locker mithalten. Koechlins markante Baritonstimme schwebt über allem, warm und rau, verletzlich und entschlossen.
Produziert mit Feingefühl und Intuition
Entstanden ist das Album gemeinsam mit dem Produzenten Daniel Schlett (u. a. Iggy Pop, The War On Drugs). Schlett half Sam dabei, Kontrolle abzugeben und seiner Intuition zu vertrauen. So entstand ein Sound, der reduziert, aber nie leer ist. Die Schönheit liegt im Weglassen, in der Konzentration auf das Wesentliche. „Je weniger ich in die Songs eingriff, desto wahrer fühlten sie sich an“, beschreibt Sam diesen Prozess. Aufgenommen wurden die Songs in den Outlier Inn Studios in Mountain Dale, NY, mitten in der Natur. „Die Welt geht weiter, auch wenn man hundert Stunden im Studio war – der Tau im Gras und der Mond erinnern dich daran“, erzählt der Indie-Rocker. Diese Natur und Ruhe fließen hörbar in die Tracks ein.
Briefe unter Mondlicht geschrieben
„Moonsongs“ klingt modern und nostalgisch zugleich. Die Ästhetik vom Artwork bis zu den Musikvideos erinnert an alte Super-8-Aufnahmen und verwaschene Urlaubsfotos aus den 70ern. Trotzdem fühlt sich alles absolut zeitgemäß an, denn die Themen sind im Hier und Jetzt verankert: das Verlorensein in einer Welt, die ständig weiterzieht, die Suche nach Zugehörigkeit und das Bedürfnis, nicht neu sein zu müssen, sondern einfach wieder man selbst. Sam Himself hat auf seinem dritten Album zehn Songs gesammelt, die klingen wie unter Mondlicht geschriebene Briefe. Wenn man auf Play drückt, wird nicht nur zugehört, sondern auch mitgefühlt. Und vielleicht schwebt man für ein paar Minuten mit Sam gemeinsam zwischen den Welten.