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„Scarytale“ von Fløre: Die Faszination am Grusel

Mit ihrem neuen Album liefert Fløre eine Antithese zu glitzernden Märchengeschichten.
Mit ihrem neuen Album liefert Fløre eine Antithese zu glitzernden Märchengeschichten. (Foto: FLØRE)

Fløre hat keine Lust mehr auf ein Happy End. Mit ihrem düsteren Popalbum „Scarytale“ huldigt sie den Bösewichten und Außenseiter:innen.

Fløre, dein Debütalbum „Scarytale“ ist eine Antithese zu glitzernden Märchengeschichten. Wieso ist es dir so wichtig, Außenseiter:innengeschichten zu erzählen?

Fløre: Mein Leben lang habe ich mich nie richtig dazugehörig gefühlt, vor allem als ich jung war. Musik war für mich immer ein Safespace und meine Art Superpower, die mich fühlen lässt, als wäre ich genau richtig, wie ich bin. Und ich bin sehr inspiriert von den Bösewichten klassischer Märchen oder Heldengeschichten. Denn es ist oft so, dass diese Charaktere erst so geworden sind, nachdem sie verletzt, verlassen oder verstoßen wurden. Deshalb finde ich es super spannend, die Geschichten von den Figuren zu erzählen, die sonst kein klassisches Happy End in den Märchen bekommen haben.

„Was und wer normal ist, finde ich langweilig zu definieren.“

Die Hauptfiguren deines Albums sind Monster, Geister und der Teufel. Keiner dieser Charaktere ist das, was wir landläufig als „normal“ verstehen. Diese tradierten Normen zu brechen, scheint dein Ding zu sein.

Fløre: An sich schon! Aber was ist schon normal. Ich hab auch immer gedacht, ich sei normal, und wenn man dann so viele Kommentare dazu bekommt, wie seltsam oder ungewöhnlich das ist, was man tut, nimmt man diese Rolle dann irgendwann einfach an. Deshalb: Was und wer normal ist, finde ich langweilig zu definieren.

Bist du grundsätzlich mit Märchen aufgewachsen? Und gibt es fragwürdige Inhalte, die dir erst als erwachsener Mensch aufgefallen sind?

Fløre: Ich habe Märchen geliebt! Vor allem als Kind fand ich dieses Spiel aus Faszination und Grusel so spannend. Die eigentlichen Geschichten klassischer Märchen sind meist sehr düster und zu einem gewissen Grad auch brutal – was ja eigentlich erst paradox zu sein scheint, dass die Geschichten für Kinder sein sollen. Trotzdem denke ich, dass vor allem Kinder diesen Gegensatz und auch die Begeisterung für das Dunkle viel mehr teilen können, als man heutzutage denkt. Als wir das Album geschrieben habe, habe ich mich bei jedem Song genauer informiert, worum es genau in den Geschichten geht oder was das bestimmte Fabelwesen, über das wir schreiben, ausmacht. Das war super interessant!

„Scarytale“ von Fløre: Out now!

Dein Sound gründet zwar irgendwie auf einer Emo-Tradition, einem Genre der Außenseiter:innen, dennoch liebäugelst du immer auch mit großen, hymnischen, ja schon fast märchenhaften Pop-Gesten. Wie geht das zusammen?

Fløre: Ich liebe Popmusik. Ich liebe gute Melodien, die hängen bleiben. Und dass das mit Emo vereinbar ist, haben ja schon viele Künstler:innen gezeigt: ob Tokio Hotel oder Avril Lavigne. Die Grenzen zwischen Aussenseitertum und Mainstream sind gar nicht immer klar erkennbar.

Im Pressetext heißt es, dass du Songs schreibst, „um dieser seltsamen Existenz einen Sinn zu geben.“ Konnte dir dieses Album dabei helfen?

Fløre: Auf jeden Fall. In verschiedenen Soundwelten einzutauchen, war super inspirierend und spannend. Mir war es wichtig, dass das Album einen vielseitigen Sound und jeder Song seine eigene Soundwelt hat. Deshalb war der kreative Prozess auch niemals langweilig oder eintönig. Deshalb war dieses Album definitiv sinnstiftend.

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