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Schamlos optimistisch: Good Neighbours im Interview zu „Blue Sky Mentality“

Oli Fox und Scott Verrill sind Good Neighbours
Oli Fox und Scott Verrill sind Good Neighbours (Foto: Isaac Lamb)

Keine Spur der stiff upper lip: Das Londoner Duo Good Neighbours verpackt emotionale Songs in denkbar sonnige Musik.

Oli, Scott, ihr habt mal gesagt, dass ihr euch schon mit eurer ersten Single „Home“ gegen den britischen Mainstream gestellt habt. Wogegen genau?

Oli Fox: Wir beide haben davor Bedroom-Pop gemacht, sehr nach innen gerichtet und düster, was die Themen angeht. Das hat Spaß gemacht, aber es gibt eine eingebaute Decke – und nur eine begrenzte Zahl an Leuten, die du damit erreichst. Wir haben Good Neighbours vor allem gestartet, um aus dieser Gedankenwelt rauszukommen. Die Songs waren so universell, und Scotts Produktion war so hell und schön – wir hatten sofort diesen Glühbirnen-Moment: So was macht gerade niemand! Am Anfang wussten wir nicht, ob es überhaupt jemandem gefällt, weil es so schamlos optimistisch klingt.

Ihr wart es leid, Trübsal zu blasen?

Scott Verrill: Es hat uns einfach ausgelaugt, das am Ende des Tages immer nur ein trauriger Song herauskommt. (lacht) Es hat sich so angefühlt, als würden alle dasselbe machen, auch, was den Sound angeht.

Dabei sind ja die Themen, die ihr mit Good Neighbours verhandelt, teilweise auch ganz schön ernst: Trauer, Einsamkeit, Sehnsucht – allerdings immer unterlegt mit sehr sonniger Musik. Wie seid ihr auf diese Formel gestoßen?

Fox: Die ist uns aus heiterem Himmel zugefallen – darauf nimmt auch der Albumtitel Bezug. Als wir „Keep it up“ geschrieben haben, war ich gerade von meinem vierten Teilzeitjob gefeuert worden, mir ging es echt schlecht. Ich habe Scott im Studio getroffen, er hat gerade an diesen Klavierakkorden gearbeitet. Also habe ich mir ein Mikro genommen und einfach hineingeheult, meinen ganzen Ärger über die Welt. Aber weil die Musik so fröhlich klingt, wirkt es, als wäre ich auch optimistisch. Das war ein Schlüsselerlebnis für uns: Wir können über alles sprechen, indem wir sozusagen unseren eigenen Verstand überlisten und so tun, als wären wir okay.

Gerade für Männer ist es auch heute oft schwierig, offen mit den eigenen Emotionen umzugehen. Habt ihr das auch erst lernen müssen?

Fox: Total. Wir haben Glück, dass wir beide Songs für andere Künstler:innen geschrieben haben, denn das macht dich fast zum Teilzeit-Therapeuten. Es hat uns definitiv dazu gebracht, uns auch mit uns selbst auseinanderzusetzen. Wir haben uns geschworen, immer ehrlich zu sein: Was auch immer Scott oder ich gerade durchmachen, darüber schreiben wir. Manchmal geht es uns großartig, das resultiert dann in euphorischen Songs wie „Skipping Stones“. Aber natürlich kann nicht immer alles super sein.

Ihr habt „Home“ gezielt auf TikTok veröffentlicht und seid da sehr erfolgreich. Wie ist eure Beziehung zu der Plattform, die ja auch dafür bekannt ist, dass nur kurze, einprägsame Clips wirklich funktionieren?

Verrill: Wir sind keine Snobs – ein guter Song ist immer gut. Wir haben schon viel tolle Musik auf TikTok entdeckt. Es fühlt sich an, als hätte sich da etwas getan. Als wir „Home“ gemacht haben, lag der Fokus wirklich auf Schnipseln, aber mittlerweile sind es ganze Songs, die den Leuten wichtig sind.

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