Schauspiel Dortmund: Saison beginnt mit neuen Impulsen
Julia Wissert ist neue Intendantin am Schauspiel Dortmund, dessen Spielzeit beginnt. Das Haus soll flexibler, offener und inklusiver werden.
Das Schauspiel Dortmund krempelt sich um: In der Saison 2010/21 soll vieles anders werden als bisher. Dafür will Julia Wissert sorgen, die neue Intendantin des Theaters. Sie wurde bereits im Mai 2019 vom Rat der Stadt Dortmund auf diese Stelle bestellt. Mit 34 Jahren ist Wissert eine der jüngsten Intendantinnen Deutschlands. Sie ist außerdem die erste Schwarze Frau, die eine deutschen Bühne leitet. Ihre Stellvertreterin und Chefdramaturgin ist Sabine Reich.
Die neue Leitung möchte, gemeinsam mit dem 16-köpfigen Ensemble, das Theater neu denken. Es gehe darum, Theater „als einen offenen, vielschichtigen und lebendigen Resonanz-Raum zu begreifen, in dem wir gemeinsam mögliche Zukünfte, Welten und Leben erproben“, heißt es auf der Webseite des Schauspiels. Insgesamt zwölf Premieren sind dazu für diese Saison angesetzt, und es gibt weitere Projekte: zum Beispiel eine Neugestaltung des Foyers unter der künstlerischen Leitung von Cordula Körber.
„Wir wollen Theater für die Stadt machen, Geschichten erzählen und Ästhetiken suchen, die auf der Bühne noch nicht so stark vertreten sind“, sagte Julia Wissert in einem Gespräch mit dortmund.de. „Wir möchten herausfinden, was die Menschen von ihrem Theater erwarten und was ihnen fehlt, um das Theater zu ihrem Ort zu machen.“ Wissert hat als Regisseurin unter anderem am Berliner Maxim-Gorki-Theater, am Nationaltheater Brno und am Staatstheater Bochum gearbeitet.
Schauspiel Dortmund: „Was kann Theater attraktiver machen als Netflix?“
Julia Wissert beschäftigt sich schon lange mit strukturellem Rassismus im Theater. So trug ihre Diplomarbeit aus dem Jahr 2014 den Titel: „Schwarz.Macht.Weiß: eine künstlerische Recherche zu strukturellem Rassismus auf deutschsprachigen Bühnen“. In einem Interview mit Nachtkritik.de hat die neue Intendantin ihren Ansatz erklärt. Sie habe sich Fragen gestellt wie: „Wieso sieht das Theaterpublikum eigentlich nicht so aus wie die Menschen in den Städten, in denen sich die Theater jeweils befinden? Das gleiche gilt für die Spieler*innen auf der Bühne und die Künstler*innen, die inszenieren. Da gibt es eine Diskrepanz zu den Realitäten der Städte. Eine andere Frage ist: Was kann Theater attraktiver machen als Netflix?“
Am 3. Oktober ist die Eröffnungspremiere der neuen Saison. Wie viele andere Häuser setzt sich auch das Schauspiel Dortmund mit der aktuellen Krise auseinander. Dazu wird das Stück „2170 – Was wird die Stadt gewesen sein, in der wir leben werden?“ uraufgeführt.
Einen kurzen Teaser für das Stück gibt es bereits jetzt zu sehen: