Going to Ibiza
Mit „Schwarzwasser“ hat sich Elfriede Jelinek die Ibiza-Affäre um Heinz-Christian Strache vorgenommen. Jetzt wird das Stück erstmals in Deutschland inszeniert.
Um „Schwarzwasser“ zu verstehen, muss man einen Blick in die Vergangenheit werfen. Kaum zu glauben, aber wahr: Die sogenannte Ibiza-Affäre liegt dabei nur etwas über ein Jahr zurück. Weil in der Zwischenzeit doch eine ganze Menge passiert ist, hier ein kleiner Gedächtnisauffrischer. Der österreichische Vizekanzler ist bereit, einer reichen Oligarchennichte aus Russland die Macht über die Leitmedien seines Landes zu verkaufen. Doch zu seinem Pech ist das Angebot eine Falle, die Russin in Wahrheit gar keine, und jemand filmt heimlich das gesamte Gespräch.
Der Skandal löste eine Regierungskrise aus und führte zu Debatten über Korruption, Machtmissbrauch und Rechtspopulismus. Heinz-Christian Straches Ausrutscher in einer Villa auf Ibiza kostete seine Partei, die FPÖ, die Regierungsbeteiligung. Eine unvorhergesehene Auswirkung der Krise: die neu entflammte Popularität von „We’re going to Ibiza“. Ohne Strache hätte es die Unplugged-Version des Vengaboys-Songs wohl nicht gegeben.
Dieser hochbrisante Stoff ist wie geschaffen für Elfriede Jelinek. Ihr Stück „Schwarzwasser“, das sich mit der Ibiza-Affäre auseinandersetzt, wurde erstmals im Februar in Österreich gespielt. Unter der Regie von Stefan Bachmann (Foto) bekommt es am 12. September seine deutsche Uraufführung am Schauspiel Köln. Natürlich beschränken sich Autorin und Regisseur nicht auf diesen einen historischen Moment. Stattdessen wird Ibiza zum Ausgangspunkt für eine weitläufige Parabel, die auf antike Tragödien wie Euripides’ „Bakchen“ zurückgreift. Fast so lange her scheint 2019 auch schon zu sein.