Schwerelos
Von Verena Reygers
Etwas zerzaust sieht Anna Depenbusch auf dem Cover ihres neuen Albums „Echtzeit“ aus. Ist die Musikerin vom Winde verweht oder einfach nur schwerelos durch Raum und Zeit unterwegs? Beides! Denn glaubt man ihren neuen Songs, ist die Hamburger Liedermacherin sowohl „Alte Schule“ als auch versiert „Gegen die Schwerkraft“. Und tatsächlich, für „Echtzeit“ hat Depenbusch die Komfortzone zeitgemäßer Musikproduktion verlassen und ihr Album im analogen Vinyldirektmitschnittverfahren aufgenommen – in Echtzeit quasi. Alles, was in den 35 Minuten Live-Mitschnitt passiert, ist auf dem Album: Räuspern und Verspieler genauso wie Nervosität und Virtuosität. Während Mark Forster und Co. bei so viel Musikalisch-gegen-den-Strom-Schwimmen die Haare zu Berge stehen würden, kann Depenbusch entspannt die Musikwelt auf den Kopf stellen. Das dürfte ihr auch deshalb leicht fallen, weil sich die Fred-Jay-Preisträgerin neben unprätentiöser Liedermacherei auch für Teilchenphysik interessiert – den Bereich also, der uns zu erklären versucht, wie wir und alles andere im Kosmos zusammengesetzt sind. Große Fragen, auf die nicht mal die Albert Einsteins des neuen Jahrtausends Antworten haben. Gewiss dagegen ist: Mit „Echtzeit“ zeigt sich Anna Depenbusch sturmerprobt und stimmgewaltig. vr