„Sentimental Value“: Cannes-Sieger startet im Kino
Im Kino startet in dieser Woche mit „Sentimental Value“ ein ganz großer Film von Joachim Trier mit Renate Reinsve und Stellan Skarsgård in den Hauptrollen.
Der norwegische Regisseur Joachim Trier („Der schlimmste Mensch der Welt“) hat mit seinem Familiendrama einen ergreifenden Film darüber gedreht, was eine Generation an die nächste weitergibt, über die Sprachlosigkeit in Familien, über emotionale Erbschaften und wie es doch alles noch ein bisschen gut werden kann.
Die bekannte Theaterschauspielerin Nora (Renate Reinsve, „Aus Mangel an Beweisen“) leidet an krassem Lampenfieber und ihrer Einsamkeit im Privaten. Als ihr entfremdeter Vater Gustav (Stellan Skarsgård, „River“, „Dune“), ein berühmter Autorenfilmer, der die Familie einst für die Kunst verließ, nach dem Tod der Mutter wieder auftaucht, legt er Nora ein Drehbuch hin: Sie soll in seinem ersten Film seit 15 Jahren die Hauptrolle spielen, das Skript habe er für sie verfasst. Nora lehnt brüsk ab, zu abstoßend ist ihr der egozentrische Vater, der nie einen Auftritt von ihr sah. Gustav engagiert die Hollywood-Schauspielerin Rachel Kemp (Elle Fanning, „Like a complete Unknown“) die mit dem zutiefst persönlichen Werk fremdelt. Doch ist dies alles nicht vielleicht Gustavs Versuch, wieder Nähe aufzubauen, was er als Regisseur eben durch die Kunst ausdrückt? Noras Schwester Agnes (Inga Ibsdotter Lilleaas) liest sich das Drehbuch durch … „Sentimental Value“, in Cannes ausgezeichnet, ist überwältigend emotional und humorvoll, brillant gespielt, in Thema und Struktur wie ein Schmöker und in seinem Ausdruck zutiefst filmisch, wie Ingmar Bergmans „Herbstsonate“ mit Zuversicht. Kurz: ein Gesamtkunstwerk über das vermaledeite Ding namens Leben.