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Simon Becketts „Die Chemie des Todes“ in der ARD: Eine gestauchte Geschichte?

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Dr. Hunter (Harry Treadaway) inspiziert einen Tatort auf einer entlegen Insel Schottlands. (Foto: Cuba Pictures/Paramount+/Graeme Hunter)

Zwei in Eins: Mit „Die Chemie des Todes“ bekommt der gleichnamige Roman von Simon Beckett sowie „Kalte Asche“ eine Serienadaption in der ARD.

Um die ideale Illusion herzustellen und den Authentizitätsansprüchen an die Fiktion gerecht zu werden, ist das Method Acting längst zu einer veritablen Praxis für Schauspieler:innen geworden. Der britische Schriftsteller und ehemalige Journalist Simon Beckett hat diese Methode auf sein Handwerk übertragen: Method Writing. Mehr oder weniger aus Versehen hat es Beckett so zum Star-Autor und Bestsellerlisten-Stammgast geschafft. Mit „Die Chemie des Todes“ und „Kalte Asche“ finden nun zwei seiner Erfolgsromane ihren Weg in die ARD – als sechsteilige Krimiserie (ab sofort in der ARD-Mediathek streamen).

Simon Becketts „Die Chemie des Todes“: Jetzt in der ARD-Mediathek streamen

Eigentlich sollte Becketts Besuch an der Body Farm der University of Tennessee bloß Teil einer journalistischen Recherchereise für einen Artikel über die spezielle Ausbildung von Kriminalpolizist:innen werden. Hautnah konnte er die Zersetzungsprozesse von Leichen und deren Analyse miterleben. Wo sich bei anderen Menschen der Magen umdreht, wurde bei Beckett ein Interesse geweckt und eine Idee geboren: Es entstand Dr. David Hunter, ein forensischer Anthropologe und die Hauptfigur seiner düsteren Romanserie.

Mit dem Sechsteiler „Die Chemie des Todes“ erscheinen nun gleich zwei Fälle des Dr. Hunter (Harry Treadaway). Geplagt von den traumatischen Erinnerungen und schrecklichen Tagträumen vom Unfalltod seiner Tochter und seiner Frau hat sich der einst so souveräne und überaus anerkannte Forensiker David Hunter aus London zurückgezogen. Inzwischen lebt er in Norfolk, einem kleinen Dorf an Rande eines Waldes. Ein Versuch, sich als Dorfarzt wieder ein wenig Routine ins Leben zu schaffen. Als zwei Jungs beim Spielen im Wald eine mit Flügeln versehene Leiche finden und Inspector Mackenzie (Samuel Anderson) Hunter um Hilfe bittet, ist es um die Ruhe geschehen. Zumal zwei weitere Leichen auftauchen und sich Hunter schon bald nirgendwo mehr sicher fühlen kann.

Das im wahrsten Sinne hinterwäldlerische Setting, die allem Anschein nach rituellen Morde und ein sich auf dem Spektrum befindender verdächtiger Junge überziehen den ohnehin spannenden Thriller mit einer düsteren Patina, die in ihren besten Momenten an „True Detective“ erinnert: mystische Zeichen, geheimnisvoll inszenierte Natur, Verstrickungen innerhalb der Gemeinde, ein ungleiches Ermittlerduo.

„Kalte Asche“ von Simon Beckett in der ARD

In Folge 3 bis 6 zieht es Hunter an einen entlegenen Ort. Diesmal auf die schottische Atlantikinsel Runa. Der Fall scheint zunächst klar: ein ausgebrochenes Feuer, Verbrennungstod. Doch schnell wird aus einer Routineuntersuchung ein rätselhafter Mordfall.

Dass eine Verfilmung erfolgreicher Romane immer ein Wagnis ist, weiß auch Beckett. Für ihn stand jedoch immer eines fest: Falls es einmal so weit kommen sollte, müssten seine Romane als Serie und nicht als Film umgesetzt werden. Die Zeit, die er sich in seinen Büchern gönnt, kann nur im Serienformat funktionieren.

Der Forensiker Dr. Hunter (Harry Treadaway, li.) und Inspector Mackenzie (Samuel Anderson, re.) stehen vor einem Rätsel. Foto: Foto: Cuba Pictures/Paramount+

„Ein Buch für Film oder Fernsehen adaptieren zu lassen, ist das wirklich ein Vertrauensvorschuss, denn man weiß letztendlich nicht, wie das Endprodukt aussehen wird. Das gilt unabhängig davon, ob es sich um eine Film- oder Fernsehadaption handelt. Es ist nie einfach, einen Roman von rund 100 000 Wörtern in ein visuelles Medium zu übertragen“, so Beckett. Prinzipiell hat der Krimiautor da natürlich recht, dennoch hat es selbst diese Serie dann doch recht eilig, den Plot ins Ziel zu bringen. Für die flotte Abendunterhaltung ist das sicher ideal. Für Fans von intensiver Charakterentwicklung in Serien eher weniger.

„Genau wie bei den Figuren muss man bedenken, dass das, was am Ende auf dem Bildschirm zu sehen ist, nie perfekt mit den Bildern in unserem Kopf übereinstimmen wird. Aber ich mochte die meisten ausgewählten Drehorte – und vor allem die fiktive schottische Insel Runa. Ich fand die Aufnahmen der Insel atemberaubend und sehr nahe an dem, was ich mir vorgestellt hatte“, erklärt sich Beckett schließlich doch als Fan der Serie.

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