Six By Seven
Harte Schale, weicher Kern. Six By Seven beweisen, dass auch wilde Punkrocker wunderschöne Liebeslieder schreiben können. Außerdem weiß Frontmann Chris Olley bestens Bescheid über die Besonderheiten deutscher und englischer Kochkunst.
citymag: Chris, ihr distanziert euch vom Britpop. Was unterscheidet euch denn von Bands wie Coldplay oder Starsailor?
Chris Olley: Viele dieser Britpop-Bands schreiben traurige und sentimentale Songs. Sie verharren aber lethargisch auf der Stufe des Leidens. Wir versuchen, diese dunkle Seite mit Aktivität zu verbinden, wollen aus dem Leid Energie schöpfen. Das funktioniert am besten, wenn man Disharmonien schafft. Gerne kombinieren wir deswegen melancholische Texte mit hoffnungsvoller und dynamischer Musik.
citymag: Auf eurem neuen Album gibt es einen Bonustrack namens „Spiegelei & Brot“. Eine Beschwerde über das schlechte Essen während der letzten Deutschland-Tour?
Chris: Nein, ich kann dir nicht sagen, worum es in diesem Lied geht. Ich bin in Deutschland aufgewachsen, habe 18 Jahre hier gelebt. Meine Mutter ist Deutsche, und ich habe noch viele Freunde in Dorsten. Mir kam also plötzlich die Idee, einen Song auf Deutsch zu schreiben. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie ich auf die einzelnen Zeilen gekommen bin. Sie haben keine Bedeutung, aber das Lied ist sehr lustig. Die letzte Textzeile lautet: „Vor dem Henker stehe ich jetzt, meine letzte Mahlzeit: Spiegelei & Brot“. Der Song ist aber keine Abrechnung mit Deutschland.
citymag: Apropos Essen: Eigentlich sollte euer aktuelles Album „These compulsory meatless Days“ (etwa: „Diese erzwungenen fleischlosen Tage“)heißen. Ihr habt den Titel aber in „The Way I feel today“ geändert. Hattet Ihr Angst vor Schwierigkeiten? Gerade in England ist BSE ja immer noch ein heikles Thema
Chris: Mir gefiel der Titel, weil er die Krise unserer Zeit beschreibt. Viele Menschen sind erschöpft, und Ereignisse wie die Rinderseuche machen ihnen bewusst, dass es Zeit wird, ihre Lebensweise umzustellen. Mir geht es also um eine generelle Reflexion der Lebensweise. Die Plattenfirma und unser Manager mochten den Titel aber nicht. Auch der Rest der Band war nicht begeistert – und wir sind nun mal eine Band: Die anderen haben das Recht, meine Texte zu kritisieren.
Interview: Carsten Schrader