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Blau ist (k)eine warme Farbe

Soccer Mommy

Sophie Allison alias Soccer Mommy textet kompromisslos ehrlich. Doch als Therapie will sie ihr zweites Album nicht verstehen.

Schon vor zwei Jahren hat Sophie Allison alias Soccer Mommy mit ihrem Debüt nicht gerade Partystimmung verbreitet: Auf dem Gitarrenpopalbum „Clean“ ging es um durchwachte Nächte, Herzschmerz und die Angst vor dem Uncoolsein. Doch wenn die 22-jährige Songwriterin aus Nashville jetzt die zweite Soccer-Mommy-Platte nachlegt, fährt sie gleich mit den ersten Zeilen des Openers „Bloodstream“ ganz andere Kaliber auf: „Remembering running through my yard like a wild stream/Just a little kid – blood flowing into my rosy cheeks/Now a river runs red from my knuckles into the sink/And there’s a pale girl staring through the mirror at me.“ Allison hat für ihren Zweitling den Titel „Color Theory“ gewählt und die abgründigen Songs nach einem Farbschema sortiert: Blau für Traurigkeit, Depression und Liebeskummer. Gelb für Paranoia und Krankheit. Und die Farbe Grau steht für den Tod.

Melodienvielfalt und Melancholie

Eigentlich keine schlechte Idee, die Angst vor dem so schwierigen zweiten Album gar nicht erst aufkommen zu lassen, indem man mit schonungsloser Offenheit ans Songwriting geht – doch da winkt Allison entschieden ab. „Ich schreibe immer über das, was mich gerade beschäftigt. Beim Debüt habe ich diese Themen nicht zurückgehalten, sondern ich war einfach stärker mit meiner Alltagswelt und der Jagd nach Liebe beschäftigt.“ Funktioniert hat es dennoch: Nach all der Aufmerksamkeit für das Debüt und Touren mit Snail Mail, Vampire Weekend und Paramore hievt sie ihre Musik auf ein neues Level, indem sie Soundschichten hinzufügt, ohne dabei den angestammten Lofi-Charme aufzugeben. Wenn sie etwa in dem Siebenminüter „Yellow is the Color of her Eyes“ die Krebserkrankung ihrer Mutter thematisiert, fährt sie nicht nur eine Melodienvielfalt auf, die Kolleg*innen für mindestens drei Songs nutzen würden.

Mit Eingängigkeit und mitunter sogar mit Humor gelingt es ihr immer wieder, die Schwere der Texte abzufedern. „Auch das passiert nicht bewusst, sondern ich habe wohl einfach einen sehr schwarzen Humor“, sagt sie. Auf die Frage, ob das Album eine kathartische Wirkung auf sie hatte, muss sie dann auch lauthals lachen. „Es wäre schön, wenn diese doch sehr kitschige Vorstellung zutreffen würde. Es hat gut getan, das alles aufzuschreiben – aber wirklich verändern kann das allein auch nichts.“ cs

Soccer Mommy Live

8. 6. Hamburg

9. 6. Berlin

11. 6. Köln

Tickets gibt es bei Eventim

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