Sönke Wortmann über „Der Nachname“: „In meiner Familie ist es zum Glück nicht so“
Sönke Wortmanns Komödie „Der Nachname“ startet jetzt im Kino. kulturnews hat mit dem Regisseur über Spannungen in der Familie gesprochen.
Jede Menge Pointen und doch eine ernste Grundierung: Sönke Wortmann lässt es in seiner neuen Komödie „Der Nachname“ (hier die Rezension und die Termine in Ihrer Stadt) kräftig eskalieren.
Sönke Wortmann, seit geraumer Zeit gehen Sie in Ihren Filmen in die Familie, die Schule, die Uni. Wechseln Sie irgendwann mal wieder auf den Fußballplatz oder vielleicht auch an den Ort eines Verbrechens?
Sönke Wortmann: Den Fußballplatz kann ich ausschließen, zu diesem Thema habe ich mich filmisch bereits ausführlich geäußert. Aber Verbrechen: Warum nicht? Ich bin immer offen für Neues, und Crime habe ich noch nicht gemacht.
Die Familie ist häufig ein klassischen Hort von Zwietracht und Intrige. Gibt es irgendwas, das in dieser Umgebung nicht passieren kann?
Wortmann: Mir fällt da auch nichts ein. Aber hier herrscht ja nicht nur Zwietracht, Familie ist ja auch was Schönes. Familie hat ja auch was mit Liebe zu tun letztendlich.
Das macht ja auch die Fallhöhe aus.
Wortmann. Genau. Und dieses Spannungsfeld finde ich einfach interessant.
Sie haben bereits Ende der 1980 als ganz junger Mann in der Serie „Die glückliche Familie“ mitgespielt.
Sönke Wortmann: Müssen wir das erwähnen?
Lassen Sie mich die Frage stellen. Wenn Sie dann nicht antworten wollen …
Wortmann: Ok.
Haben Sie damals schon die Familie als möglichen Handlungsort entdeckt?
Wortmann: Ne ne, überhaupt nicht, das war reiner Zufall. Da hat mich auf der Straße ein Regisseur angesprochen. Der meinte, ich würde genau so aussehen, wie er sich die Figur vorgestellt hat. Zu der Zeit habe habe ich schon Film studiert. Schauspieler wollte ich zwar nie werden, aber dadurch, dass ich das gemacht habe, musste ich nicht mehr Taxi fahren, um mein Studium zu finanzieren. Danach habe ich auch nie wieder gespielt, denn ich halte mich vor der Kamera für relativ talentlos.
In „Der Nachname“ zeigen Sie wie schon in „Der Vorname“, wie eine Familie trotz aller Dysfunktionalität gerade nicht auseinanderbricht. Was ist Familie für Sie?
Wortmann: Einfache Frage, und doch schwer. Kann ich gar nicht so beantworten. Familie ist irgendwie ein sicherer Hafen.
Sönke Wortmann: „Nur ein Mann in meinem Bekanntenkreis hat den Namen seiner Frau angenommen“
Und genau dort macht es Ihnen ganz offensichtlich enormen Spaß, mit Intrigen, Lügen und Heimlichtuereien zu zündeln. Sie haben ja eine Dauereskalation in kleiner Runde gefilmt.
Sönke Wortmann: In meiner eigenen Familie ist es zum Glück nicht so, aber im Film stimmt das schon. Es macht in der Tat Spaß, die verschiedenen Charaktere, die eine Familie nun mal hat, aufeinanderprallen zu lassen und die Geheimnisse nach und nach aufzudecken.
Sie haben vor allem in den letzten Jahren ein Ensemble um sich geschart, das Sie in wechselnder Kombination immer wieder einsetzen. Diesmal sind wieder Justus von Dohnányi, Florian David Fitz und Christoph Maria Herbst dabei. Auf welche Qualitäten setzen Sie?
Sönke Wortmann: Einmal sind das alle hervorragende Schauspieler:innen. Wenn sie dann gleichzeitig auf eine ganz gewissen Rolle passen von der Energie her und natürlich auch vom Aussehen, dann nehme ich gerne die gleichen noch mal. Das macht es auch für alle Seiten einfacher. Man kennt die gegenseitigen Stärken und Schwächen und kann somit Nebenkriegsschauplätze schon mal ausschließen und mehr Energie in den Film stecken.
Ein Thema, das meiner Meinung nach gar nicht mehr so aktuell ist, bestimmt Ihren Film: Der Nachname der Hauptperson, der Mutter. Aber so viele Frauen nehmen doch gar nicht mehr den Namen ihres Mannes an.
Wortmann: Doch. Es ist noch zu 80 Prozent so, dass Frauen den Namen ihres Mannes annehmen. Dann gibt es so zehn Prozent, die einen Doppelnamen führen, aber das war mal sehr in Mode und hat sich jetzt auch geändert. Aber dass der Mann den Namen der Frau annimmt, ist eher seltener.
Das hätte ich jetzt nicht gedacht.
Wortmann: In meinem großen Bekanntenkreis kenne ich nur einen einzigen Mann, der den Namen seiner Frau angenommen hat …
In Künstlerkreisen kann ich das nachvollziehen, wo Bekanntheit häufig an Namen gekoppelt ist, den man dann nicht ablegen mag.
Wortmann: Ich bewege mich ja nicht nur in Künstlerkreisen. Und da fällt mir nur ein Name ein, der Mann hieß früher Müller. Ich finde, es hat eine gewisse Berechtigung, dass er den anderen Namen angenommen hat.
Im Grunde ist die Hippiemutter, die den Namen ihres Mannes annehmen will, die entspannteste Person der gesamten Familie.
Wortmann: Das stimmt.
Haben die Alt-68er den jüngeren Generation an Gelassenheit etwas voraus?
Wortmann: Das würde ich so nicht sagen. Ich sehe als Grund eher das Alter. Die Hippiemutter hat natürlich auch eine gewisse Altersweisheit, die man sich automatisch erwirbt. Ich glaube nicht, dass das was mit 68 zu tun hat, sondern mit Lockerheit. Die anderen kämpfen noch – um Namen, um Kinder, um die Karriere.
Aller guten Dinge sind drei: Wird es nach „Der Vorname“ und “Der Nachname“ irgendwann „Der Mittelname“ geben?
Sönke Wortmann: Wir haben schon rumgescherzt, ob es eine Trilogie werden könnte. Einen Titel hätten wir schon: „Der Spitzname“. Oder, und dann schließt sich der Kreis: Wenn wir einen Krimi daraus machen: „Der Deckname“.