SOKO LiNX im Interview zu „Blosz keinen Stresz“
Trotz ihres Albumtitels gönnt sich das Elektropunk-Trio SOKO LiNX ein wenig Stress – mit Friedrich Merz, Klimaleugner:innen und der eigenen Sexualität.
Siko, eure neue Platte heißt „Blosz keinen Stresz“. Zur Stressvermeidung dürfte das Album aber nicht beitragen, oder?
SiKO LONX: Ein paar Dinge sind natürlich extra provokant formuliert. Aber die Provokation stresst uns ja nicht. (lacht) Der Stress liegt eher bei all denjenigen, die sich durch uns konfrontiert fühlen. Klimaleugner:innen und Konsorten. Und da Linkssein aktuell eh nicht so en vogue ist, war klar, dass man mit so einem Album nicht mit offenen Armen empfangen wird.
Kürzlich hat es deutschlandweit eine Anti-AFD-Mobilisierungswelle gegeben. Sind doch mehr Menschen zu Stress bereit als gedacht?
SiKO LONX: Ich freue mich erst mal, dass die Menschen die Gefahr der AFD wahrgenommen haben – auch die Bürgis. Sich auf diesen Demos aber auch ganz klar etwa gegen die Abschottungspolitik der Bundesregierung zu positionieren, sollte selbstverständlich sein. Trotzdem bedeutet Demokratie immer auch Konsens. Die Frage ist: Wo ist die Grenze? Meine verläuft ganz klar entlang der Nazis – aller Art. Dazu zähle ich zu Teilen auch die CDU. Zumindest riechen einige dort stark danach. Das Problem ist doch einfach, dass die verfickten Nazis viel besser darin sind, Stimmung zu machen – vor allem in den sozialen Medien.
Euer Song „Wahre Gesellschaft“ kann als Kritik an sozialen wie herkömmlichen Medien verstanden werden, nicht mehr das normale Leben abzubilden.
SiKO LONX: Ich komme aus recht armen Verhältnissen, und als armer Mensch bist du einfach nicht sichtbar. Deine Kompetenzen werden dir abgesprochen. Und dass Friedrich Merz jetzt darüber spricht, dass wir uns das Bürgergeld nicht mehr leisten können, ist einfach ein Witz. Das sagt ein Typ, der vielleicht ein, zwei Privatjets hat. Gib doch mal was ab von deinem Scheiß. Mach doch mal was fürs Volk. (lacht)
Neben Klimakrise, Rechtsruck, Tierwohl und Polizeigewalt gibt es ein Thema auf dem Album, das heraussticht: männliche Masturbation.
SiKO LONX: Die Texte kommen hauptsächlich von mir, aber auch von unserem Bassisten. Und es gibt Texte, bei denen ich mit mir selbst kämpfen muss. Das war so einer. Ist aber auch irgendwie lustig. Sich die Freiheit nehmen, über Sexualität zu schreiben – und da gehört männliche Selbstbefriedigung nun mal dazu – finde ich allerdings richtig.