„Sorry, Baby“ im Kino: Sexualisierte Gewalt und ihre Aufarbeitung
Eva Victor ist Schauspielerin und Autorin und führte erstmals auch Regie: Ihr Debütfilm „Sorry, Baby“ startet mit ihr selbst in der Hauptrolle jetzt in den Kinos.
Die non-binäre US-Schauspielerin, Autorin und Regisseurin Eva Victor hat sich während des Corona-Lockdowns mit der Sichtung von Massen an Filmen und später mit Workshops und Setbesuchen das Handwerk selber beigebracht. Das ist beeindruckend – ihr Filmdebüt ist es noch nicht. „Sorry, Baby“ kommt jetzt in die Kinos.
Victor verarbeitet darin eine traumatische Erfahrung: Agnes (Eva Victor), eine junge Literaturprofessorin in Neuengland, wurde Opfer sexualisierter Gewalt durch ihren Mentor an der Uni. Über mehrere Jahre, während ihre beste Freundin Lydie (Naomie Ackie, „Mickey 17“, „Blink Twice“) schon nach New York gegangen ist, beobachtet der Film Agnes bei dem zeitlupenartigen Weg zurück zu sich selbst. Victors tragikomischer, schrulliger Humor erinnert dabei an Kolleginnen wie Phoebe Waller-Bridge, Greta Gerwig oder Lena Dunham, die Inszenierung ist spröde und klassisch Ostküsten-Indie: lange Einstellungen von Talking Heads, lange Einstellungen ohne Worte. Die Darstellung von Ärzten oder Unileuten, die Agnes wegen des Übergriffs aufsucht, gerät arg einseitig, Agnes Passivität während des Übergriffs, den sie nicht als Angriff verstanden wissen möchte und den wir nur von ihr erzählt bekommen, aber nicht sehen, bleibt dabei rätselhaft.