Das Städel lässt die deutsche Renaissance aufleben
Die Kunst der italienischen Renaissance kennt beinahe jeder – die weniger bekannte Renaissance aus Deutschland ist jetzt im Städel zu sehen.
Renaissance und Kunst, da denkt man sofort an den David und „Die Erschaffung Adams“ von Michelangelo, Boticellis „Geburt der Venus“ oder „Das letzte Abendmahl“ von Leonardo da Vinci. Doch es gab auch eine Renaissance in Deutschland, im Süden, mit der reichen Kaufmannsstadt Augsburg als Zentrum, wo die Fugger und Welser allumfassenden Einfluss auch auf die Kunst hatten, ganz so wie die Medici in Florenz, der Wiege der Renaissance. Die reichen Familien förderten die Kunst großzügig, auch aus Prestigegründen: Wer etwas auf sich hielt und seinen Status zeigen wollte, der ließ sich von Malern wie Hans Holbein d. Ä. oder Hans Burgkmair porträtieren. Von dieser Wechselbeziehung zwischen Kapital und Kunst profitierten beide Seiten: Die Mäzene hatten ihr Porträt über dem Kamin oder in der Halle hängen, die Maler durch die gute Bezahlung kreativen Spielraum zwischen Auftragsarbeit und eigener Kreation. Das alles machte Augsburg zu einem der wichtigsten Kunstzentren nördlich der Alpen – hier fanden italienische Renaissance und niederländische Malerei als Inspirationsquellen zur Renaissance im Norden zusammen.
Das Städel in Frankfurt widmet sich nun in der Ausstellung „Holbein und die Renaissance im Norden“ dieser vernachlässigten Epoche der deutschen Kunst, deren Vorreiter Hans Holbein d. Ä., Hans Burgkmair und Hans Holbein d. J. waren. Die Schau läuft bis 18. Februar 2024.
Zum ersten Mal kann man die wichtigsten Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken Holbeins d. Ä. und Burgkmairs in einer Ausstellung sehen, ergänzt durch Arbeiten weiterer Augsburger Künstler aus der Zeit und durch bedeutende Werke deutscher, italienischer und niederländischer Meister. So haben Albrecht Dürer, Donatello, Jan van Eyck oder Hugo van der Goes Holbein d. Ä. und Burgkmair stark geprägt. Insgesamt ist anhand von rund 180 Kunstwerken zu sehen, wie eine Kunstepoche sich ähnlich wie ein Mode- oder Musiktrend heutzutage (nur eben langsamer) um den ganzen Globus verbreitet, von den regionalen Anfängen bis zur internationalen Etablierung.
Höhepunkte der Ausstellung im Städel: die beiden Meisterwerke von Hans Holbein d. J., die „Madonna des Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen“ (1526–1528) aus der Sammlung Würth und die „Solothurner Madonna“ (1522) aus dem Kunstmuseum Solothurn.
Unsere Bildergalerie macht Ihnen garantiert Lust auf diese faszinierende Ausstellung: