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David Kross über Stasi, Satire und Schnauzer

Stasikomödie
David Kross in „Stasikomödie“ (Foto: Constantin Film)

Der Film „Stasikomödie“ von Regisseur Leander Haußmann handelt von den Stasi-Aktivitäten eines DDR-Künstlers. kulturnews sprach mit David Kross, der den jungen Ludger Fuchs spielt, über Liebe, Verrat und Bartmode.

David, wie ist dein persönliches Verhältnis zum Schnauzbart, den du im Film „Stasikomödie“ trägst?

David Kross: Wenn er zur Rolle passt, trage ich ihn total gerne, weil er viel mit einem Gesicht macht. Er ist immer eine große Veränderung. Ich habe in „Stasikomödie“, „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ und „Ballon“ einen Schnauzer getragen. Davon haben zwei Filme auch in der DDR gespielt.

Ist Schnauzbart und DDR ein Ding?

Kross: Ja, und ich glaube, es war damals vor allem die Zeit. Aber als wir gedreht haben, sind auch wahnsinnig viele Leute damit rumgelaufen.

Hat sich durch deine DDR-Filme dein Verhältnis zur DDR geändert?

Kross: Ja, auf jeden Fall! Ich bin 1990 in Schleswig-Holstein geboren und hatte damit gar nichts am Hut. Ich habe von der DDR nur durch die Geschichtsbücher erfahren dürfen. Aufgrund meiner Rollen habe ich mich dann aber mit dieser sehr jungen Geschichte Deutschlands intensiver auseinandergesetzt.

Die Bühnen- und Kostümbildner:innen haben diese Zeit aber auch großartig zum Leben erwecken können. Wir haben zum Teil in Breslau gedreht. Dort sehen manche Straßen immer noch so aus wie damals in Berlin. So konnte ich ein Gespür für dieses Lebensgefühl entwickeln.

War es also wirklich so, als würde man mehr in die Welt eintauchen statt nur in die Kulisse?

Kross: Natürlich ist es immer eine Filmkulisse. Natürlich ist es alles Make-Believe. Ich habe nicht geglaubt, jetzt in dieser Zeit zu leben. Es ist aber so, dass es etwas mit einem macht, wenn man zwei Monate immer die gleichen Sachen anhat und am gleichen Ort ist. Ganz tief drin kann das Gehirn dann nicht mehr unterscheiden, ob das jetzt echt ist oder nicht. Wenn man sich in eine Situation begibt und eine Szene spielt, als dramatisches Beispiel, wenn mein Vater stirbt, dann ist das wahr in dem Moment. Trotzdem ist danach ein Cut. Aber für einen kurzen Moment glaubt man es einfach. Das würde aber jedem so gehen. Das hat nichts damit zu tun, dass ich Schauspieler bin.

Zu deiner Rolle des Ludger Fuchs: Am Ende ist nicht ganz klar, auf welcher Seite er genau steht, Stasi oder Kunst. Kannst du das für dich beantworten?

Kross: Es gibt immer Momente, in denen er raus will. Aber das geht nicht so leicht. Es gibt eine Szene, in der Ludger bei der Stasi kündigen will, worauf er einfach ausgelacht wird. Wenn du da einmal drinsteckst, bist du einfach drin. Immer wieder kommt sein Führungsoffizier, Herr Siemens, und hält ihn zurück. Er ist bis zum Ende des Films ein hin- und hergerissener Charakter. Es gibt diese klassische Entwicklung, dass er am Ende geläutert ist, nicht.

Bei ähnlichen Fällen im echten Leben lässt sich dieses Hadern auch beobachten. Klar, man hat Scheiße gebaut, aber man kann sich selbst auch nicht komplett verurteilen. Wir erzählen zwar keine Geschichte nach, aber dass die große Läuterung von Ludger am Ende ausbleibt, ist sehr realistisch.

Ludger verhält sich stellenweise schon sehr daneben. Ist er nicht auch einfach ein rücksichtsloses Arsch und ein Hochstapler?

Kross: Der Film ist fast wie ein Schelmenroman. Man guckt Ludger dabei zu, wie er von einer schlechten Tat in die nächste rutscht und selber nicht mehr weiß, wie er da jetzt wieder rauskommt. Das ist aber auch das Besondere an dem Film: Er ist wie eine Achterbahnfahrt. Wir hatten immer wahnsinnig lange Takes, um die Aneinanderreihung der unangenehmen Situationen gut inszenieren zu können. Auch das wunderbare Ensemble hat diese Art zu drehen möglich gemacht. Alle hatten großen Spaß an ihren Rollen. Jede Figur wird deshalb auch gut auserzählt und bekommt den nötigen Raum und Platz. Das gilt auch für alle kleineren Rollen. Und das ist das große Talent von Leander Hausmann.

Ist der Film eher eine Komödie, eine Satire oder doch eine Liebesgeschichte?

Kross: Der Film ist eine total spannende Mischung. Am Anfang finde ich ihn sehr lustig. Wie eine Komödie. Je mehr man aber mit den Figuren mitgeht, desto stärker entwickelt der Film etwas Melancholisches und sehr Berührendes. Diese Uneindeutigkeit macht den Film aus.

Was darf eine Komödie über die Stasi und was nicht?

Kross: Der Film geht sehr respektvoll damit um, vor allem durch die Melancholie. Man spürt trotz der Witze die Ernsthaftigkeit. Man darf aber auch über die Stasi lachen. Denn das hat auch was Befreiendes. In der „Stasikomödie“ lacht man das Thema aber nie aus. Man lacht mit.

„Stasikomödie“ startet am 19. Mai in den Kinos. Unsere Rezension zum Film gibt es hier zu lesen.

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