„Stenbeck“: Der schwedische Aufbruch ins digitale Zeitalter
Die Dramaserie zeigt, wie Stenbecks Ideen das Fundament für Skandinaviens digitale Zukunft legten.
Heute startet in der ZDFmediathek die fünfteilige schwedische Dramaserie „Stenbeck“ (international: „Vanguard“). Sie erzählt die außergewöhnliche Lebensgeschichte des schwedischen Unternehmers Jan Stenbeck – einer Persönlichkeit, die hierzulande wenig bekannt ist, in Schweden jedoch als einer der prägendsten Medienmogule des 20. Jahrhunderts gilt.
Jan Stenbeck (Jakob Oftebro, „Hamilton“) erkannte bereits in den 1970er Jahren etwas, das die Zukunft, in der wir leben, deutlich geformt hat: die enorme künftige Bedeutung von Privatfernsehen und später auch des Mobilfunks. Zu einer Zeit, in der staatliche Fernsehmonopole als unantastbar galten und Mobiltelefone eher Science-Fiction waren, sah Stenbeck das Potenzial einer vernetzten, kommerzialisierten Medienlandschaft. Dieser Blick weit über die damalige Gegenwart hinaus sollte die Basis für seinen nachhaltigen Erfolg werden.
Geboren in eine Industriellendynastie, studierte er in Harvard und arbeitete anschließend bei Morgan Stanley in New York – bis ihn familiäre Umstände zwangen, seine Zukunft neu zu bewerten. Anstelle einer Wall-Street-Karriere entschied er sich, das Familienunternehmen Kinnevik zu übernehmen. Doch mit diesem Schritt begann ein Konflikt, der weit über wirtschaftliche Entscheidungen hinausging: Sein Plan, das traditionelle Holz- und Stahlunternehmen radikal in Richtung Medien und Telekommunikation umzubauen, führte zu einem tiefen Riss in der Familie. Visionär für die einen, exzentrisch und waghalsig für die anderen.
Trotz dieser Spannungen verfolgte Stenbeck seinen Weg unbeirrt weiter: Er legte mit riskanten, aber letztlich erfolgreichen Manövern den Grundstein für das skandinavische Medienzeitalter. Doch sein Kurs brachte ihn nicht nur in Konflikt mit einem starren staatlichen System, sondern auch mit den Menschen, die ihm am nächsten stehen. Zwar gelingen ihm die meisten seiner Schachzüge, doch steht er dabei zunehmend alleine da. Man beobachtet einen Menschen, der langsam das Gleichgewicht verliert. Getrieben von einem übervollen Terminkalender, betäubt er seine Gefühle immer häufiger mit Alkohol und Fressattacken. Sein Körper sendet Warnsignale – doch Stenbeck ignoriert sie konsequent. Schauspieler Jakob Oftebro füllt diese Rolle in all ihrer Exzentrik und Verletzlichkeit aus – eine Leistung, für die er beim Monte-Carlo Television Festival als bester Darsteller ausgezeichnet wurde.
Der Aufstieg Jan Stenbecks zeigt, wie sehr technologische Visionäre Gesellschaften verändern können – mit allen Konsequenzen. Gerade deshalb wirkt seine Geschichte heute bemerkenswert aktuell: Der Aufbruch in neue Medienwelten, wirtschaftliche Disruption, staatliche Regulierung, interne Familienkämpfe und die Frage, wie weit ein Unternehmer gehen darf, um seine Vision durchzusetzen.
„Stenbeck“ ist damit nicht nur ein Biopic, sondern ein Zeitbild über Macht, Wandel und die Geburtsstunde des digitalen Zeitalters, das bis heute unsere Welt prägt. Die Serie verbindet persönliche Schicksale mit historischen Entwicklungen – und macht so nachvollziehbar, wie tiefgreifend Stenbecks Entscheidungen wirkten. Das ZDF zeigt mit „Stenbeck“ eine hochkarätige europäische Produktion, an der der Sender mit weiteren eurpäischen öffentlich-rechtlichen Sendeanstaltern beteiligt war.
