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Stereotide und ihr langersehntes Debütalbum „One“: Dem Himmel so nah

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(Foto: Vasil Stefanov)

Stereotide ziehen hinaus in die große, weite Welt – und es sind vor allem zwei wichtige Lebenslektionen, die die vier Franken bei ihrem melodischen Stadionrock beherzigen.

Mit sieben Jahren war Stephan Kämmerer schon so gut wie tot. Ein Traktor übersah den Jungen, der aus dem fränkischen Hof stammt, an einem Zebrastreifen und mähte ihn regelrecht nieder. „Die Ärzte haben befürchtet, dass ich die Nacht nicht überlebe“, erinnert sich der Sänger und Songschreiber von Stereotide, „aber ich war zäh“. 46 Operationen musste Kämmerer über sich ergehen lassen, während in seiner Familie das Schicksal zur selben Zeit noch härter zuschlug. „Als ich im Krankenhaus lag, starb dort zwei Stockwerke über mir mein älterer Bruder an Leukämie.“ Fast hätten die Eltern in einem Jahr beide Söhne verloren.

Stephan hat sich berappelt und aus seinem Nahtod gelernt: „Deine kostbare Zeit, die du auf der Erde hast, solltest du nicht verschwenden, sondern für etwas Positives nutzen.“ Also hat der Oberfranke nach dem Abi den Turbogang eingelegt: Schon als sehr junger Mann war er als Vizepräsident bei einer Plattenfirma tätig, wo er etwa erfolgreiche Soundtracks von Arnold-Schwarzenegger-Filmen mitverantwortet hat. Doch Stephan, der sich nach dem Beatles-Film „Help!“ als Vierjähriger in die Musik verliebt hat, wollte selbst Lieder schreiben und auf die Bühne gehen. In Nürnberg hat er die Rockband Frontline gegründet, deren Musik ein nicht gerade zufällig ein bisschen so geklungen hat wie die der US-Amerikaner Journey: Deren Ex-Sänger Steve Perry ist Stephans erklärtes Idol. Frontline konnten in Ländern wie Japan, Belgien und Frankreich Nummer-eins-Hits feiern. Dann aber ist die Plattenfirma Pleite gegangen, und Kämmerer, eben noch nach eigenem Bekunden Multimillionär, war plötzlich mittellos. Geblieben ist ihm immerhin eine weitere Lebenslektion: „Wenn wir nur den Kopf in den Sand stecken, dann ändert sich nichts.“

Kämmerer, stilistisch schon immer vielseitig, hat danach mit Phil Collins im Studio gearbeitet, in Los Angeles noch mal versucht, eine Rockband auf die Beine zu stellen, und sich schließlich zusammen mit Gitarristen-Kumpel Christian Mühlroth für einen bodenständigen Neuanfang entschieden: Stereotide mit Heimathafen in Nürnberg. Mit den Songs ihres Debütalbums „One“ zielen die vier Männer aber dennoch auf die ganze Welt – und aufs Stadion: Hymnisch, groß und mächtig sind die Songs, die Titel tragen wie „Legendary“, „United again“ und „Touch the Sky“, die mal rockiger und mal poppiger sind, und die Freunde von Bon Jovi, Coldplay oder OneRepublic begeistern dürften. „Wir passen in keine Schublade“, sagt Stephan. „Aber eins haben unsere Lieder gemeinsam: Die Texte sind voller Zuversicht und getragen von der Überzeugung, dass man im Leben vieles zum Besseren verändern kann.“ Und Stereotide labern nicht nur, sie machen auch: Zehn Prozent der Albumerlöse gehen an das Kinderhilfswerk.

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