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„Strafe“ auf RTL+: Die Täter und das unermessliche Leid

Auf RTL+ startet jetzt mit der Anthologie-Reihe „Strafe“ die bisher absolut beste Verfilmung aus der Feder von Ferdinand von Schirach.

Die Verfilmungen von Texten Ferdinand von Schirachs wiesen bisher sehr unterschiedliche Niveaustadien auf, immer aber sorgte die übertriebene Stilisierung der Hauptfigur für Punktabzüge, und meist war dies der Strafverteidiger, also das Alter Ego von Schirachs. Schon in der Serie „Glauben“ aber, als Peter Kurth den Strafverteidiger spielte, verschoben sich die Gewichte massiv, was auch am Thema Kindesmissbrauch lag. In Strafe aber ereichen die Verfilmungen der Schirach-Stoffe eine ganz neue Dimension.

Die sechsteilige Anthologieserie Strafe wird wie „Glauben“ vom Streamingportal RTL+ gezeigt. Die Namen der Regisseurinnen und Regisseure ist eine Liste, die es in sich hat: Mia Spengler drehte „Die Schöffin“, David Wnendt lieferte „Ein hellblauer Tag“, „Das Seehaus“ wurde von Patrick Vollrath gedreht, Hüseyin Tabak verfilmte „Der Dorn“ und Oliver Hirschbiegel „Der Taucher“.

Und Helene Hegemann hat sich „Subotnik“ vorgenommen. Um diesen Film soll es stellvertretend gehen, denn er zeigt, wo die Qualitäten der sechs neuen Verfilmungen von Ferdinand von Schirachs Stoffen mit dem Übertitel Strafe liegen: Es ist die Abkehr vom schrullig-arroganten Akteur des Rechts als Zentrum der Handlung hin zur Konzentration auf emotional aufwühlende Schicksale oder, wie hier, auf die Tücken im Rechtssystem und menschliche Fehler; die erlauben es, dass Menschenhändler in all ihrer Abscheulichkeit gezeigt werden und wir hinterher ihre Freilassung ertragen müssen. Seyma (Ebru Düzgün, bekannt als Rapperin Ebow) ist neue Anwältin in einer Kanzlei und muss im Auftrag ihres Chefs (Josef Bierbichler) die Verteidigung eines russischen Menschenhändlers übernehmen, der Prostituierte aus Osteuropa für Deutschland rekrutiert. Als eine Zeugin aussagt, kann vermeintlich nichts mehr den Menschenhändler retten, doch Seyma sucht auf Druck ihres Chefs nach einem Schlupfloch … Allein diese Folge der Anthologieserie „Strafe“ verlangt einem beim Zuschauen alles ab. Hier wird keine heile Welt des Rechtsstaats gezeigt, sondern der brutale Kampf von Frauen gegen ihre brutale Versklavung durch Menschenhändler, wie auf dem Foto, wo Vica (Cosmina Stratan) sich bis zur völligen Verausgabung wehrt. jw

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