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„Autofiction“ von Suede: Forever young

Suede Gruppenfoto im Hinterhof
Suede (Foto: Dean Chalkley)

Auf ihrem neuen Album „Autofiction“ klingen Suede so ungestüm wie vor 30 Jahren. Doch die Coming-of-Age-Nöte haben sich verändert.

Bei „Autofiction“, dem neuen Album von Suede, lohnt zunächst der Blick zurück. Kaum ein Song hat den Lebenshunger und die gleichzeitige Verunsicherung der Jugend dermaßen auf den Punkt gebracht: „Won’t someone give me some fun?/As the skin flies all around us/We kiss in his room to a popular tune/Oh, real drowners“ singt Brett Anderson in „The Drowners“. Doch die Veröffentlichung der Debütsingle von Suede liegt nun schon fast 30 Jahre zurück. Als Außenseiter im Britpop feiert die Londoner Band um den androgynen Sänger mit Hymnen wie „Animal Nitrate“, „Trash“ und „The beautiful Ones“ weitere Erfolge, nach diversen Querelen und Auszeiten folgt auf den Glam dann vornehmlich elegischer Pathospop, und zuletzt geht es auf den Alben „Night Thoughts“ und „The Blue Hour“ vor allem um die Ängste und Sorgen des Elternwerdens.

Für das neunte Studioalbum „Autofiction“ wollten Suede nun zurück zu ihren rumpeligen Anfangstagen und haben sich im Studio von der Energie ihrer Konzerte inspirieren lassen. „Es war ein Versuch, den ganzen Dreck und den Lärm und die Naivität einer Live-Band zu erzeugen und das einzufangen“, sagt Anderson. „Nothing is as bad as the time we kill/Sitting in the bathroom in kitten heels/And people seem to know how we feel“, singt er in „15 again“ und beweist, dass er sich nach wie vor in Teenager einfühlen kann. Doch zugleich widmet er „She still leads me on“ seiner verstorbenen Mutter, und natürlich treiben den 54-Jährigen heute ganz andere Dinge um. „Ich fühle mich nicht mehr jung, ich habe viel mehr Probleme“, gibt er zu. So befassen sich Songs wie „Personality Disorder“ und „Shadow self“ zwar mit der dunklen Seite dessen, was es heißt, ein 50-jähriger Mensch zu sein – nur geht Anderson eben mit der Unbekümmertheit seines Teenager-Ichs dagegen an. Und natürlich kommt inmitten der wiedererkämpften Aufmüpfigkeit auch das Pathos besonders gut zur Geltung: „What am I without you“ ist großes Drama auf sechseinhalb Minuten, und das auf Klavier und Streichern gebettete „Drive myself home“ ist vielleicht sogar die schönste Großgestigkeit ihrer nun 30-jährigen Bandgeschichte.

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