„Suppose it is Butter“ von Julien Daïan: Butter bei die Fische
Der französische Jazzmusiker Julien Daïan sprüht vor unkonventionellen Ideen – kein Wunder, dass ihm eine modernistische Dichterin als Inspiration gedient hat.
„Suppose it is Butter“ – der Titel von Julien Daïans neuem Album gibt Rätsel auf. Vielleicht muss man die Phrase im Originalkontext betrachten, nämlich einer Zeile aus dem Gedicht „Orange in“ von Gertrude Stein: „Pain soup, suppose it is question, suppose it is butter, real is, real is only, only excreate, only excreate a no since.“ Tja, hm, hilft auch nicht so richtig. Was aber auf jeden Fall klar ist: Wie Stein vor ihm hat Daïan Freude daran, Konventionen auseinander zu nehmen und mit ihnen herumzuspielen. Doch statt mit Sprache arbeitet der französische Komponist, Produzent und Komponist natürlich mit Musik – zumindest vorrangig.
Klassische Jazzformen treffen auf Vocalsamples und HipHop-Beats, freie Improvisation auf streng durchkomponierte Passagen. Das ermöglicht Daïan, konkreter zu werden als viele Kolleg:innen, ohne seine Rätselhaftigkeit zu opfern: In dem Song „Caïman Barbu“ etwa steuert Rapper Biship Chasten Lines bei, während „Belly Bliss Tune“ offenbar um den Ultraschall-Herzschlag eines Babys aufgebaut ist. Der Bonustrack „Weight Watchers“ heißt nicht nur so, sondern funktioniert auch hervorragend als Workout-Musik – falls man über die Feiertage mal wieder zu viel Butter gegessen hat. Oder war es doch Margarine? Wer weiß das schon genau …