„Sweats – Das Jogginghosen-Musical“: Schüler:innen chillen mit Willen!
Ist es okay, dass Schüler:innen wegen des Tragens von Jogginghosen diskriminiert werden? Ne, Alter! Dagegen gibt es jetzt auch ein Musical.
Was denn? Die Gymnasiasten nebenan dürfen Jogginghosen in der Schule tragen, und wir nicht, weil das Kleidungsstück „zum Chillen“ verführe? Das wollten die Schüler und Schülerinnen von Stadtteilschulen in Hamburg und München nicht hinnehmen. Die Idee zu einem Musical entstand dann in einem Workshop, bei dem das Theaterkollektiv Traummaschine Inc. mit den Jugendlichen eigentlich untersuchen wollte, wie inspirierend und gemütlich Schularchitektur ist und für wen. Sehr schnell ging es dann jedoch um ein bestimmtes Kleidungsstück: die Jogginghose. Denn die Jugendlichen dürfen sie an der Schule nicht tragen, sie „verhindere die gesellschaftliche Teilhabe der Schüler:innenschaft“!
Eine denkbare unsinnige, ungerechte und im deutschen Schulwesen dennoch weitverbreitete Vorschrift. Also kamen naheliegende Fragen auf: Wer entscheidet, welche Kleidung zu welchen gesellschaftlichen Anlässen angemessen ist? Wer ist eigentlich die Gesellschaft und wer nicht? Ist eine Jeans für neun Euro besser als eine Designer-Jogginghose für 500 Euro? Die Jugendlichen, die sich oft selber um die Pflege ihrer Klamotten kümmern, an ihrer Selbstoptimierung arbeiten und ihr Äußeres sehr selbstkritisch hinterfragen, leiden bei dieser staatlichen Haltung unter einem schweren modemäßigen Vorurteil: Jogginghose = keine Disziplin = schlechte Leistung in der Schule. Und werden von solchen stigmatisierenden Stereotypen die Leistungen dann etwa besser? Und warum übernehmen Lehrer:innen, Ausbilder:innen und Arbeitgeber:innen unreflektiert das Blöd-Zitat von Modeikone Karl Lagerfeld: „Wer Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“? Das ist doch nichts anderes als klassistische Diskriminierung.
Und so beschäftig sich das Jogginghosen-Musical „Sweats“ damit, was Style mit Bildungs- und Chancenungleichheit, was Adidas mit der Klassenfrage und Kik mit der deutschen Knigge-Gesellschaft zu tun hat. Die Machtverhältnisse werden umgedreht, indem die Jugendlichen den Performerinnen und Performer via Videoeinspielungen Handlungsanweisungen diktieren, die auf der Bühne umgesetzt werden müssen. Und gemäß der Übersetzung aus dem Englischen, in dem Jogginghosen „sweatpants“ genannt werden, singt und tanzt Traummaschine Inc., bis sie keucht, stöhnt und schwitzt.