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Geschlechterkampf am Tanztheater Wuppertal: Skandalstück „Blaubart“ wieder auf der Bühne

Tanztheater Wuppertal Blaubart
(Foto: Evangelos Rodoulis)

Das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch, eine der bekanntesten Tanzkompanien der Welt, zeigt das 2020 neu einstudierte Stück „Blaubart“ von Pina Bausch aus dem Jahr 1977.

Nach den Unsicherheiten durch die Corona-Pandemie, während der Suche nach einer neuen Leitung und parallel zum Tanzfestival im Mai geht es am Tanztheater Wuppertal trotz allem mit Stücken weiter, die sich Opern- und Tanzfans vor allem aufgrund ihrer emotionalen Schlagkraft nicht entgehen lassen sollten.

Mit der Wiederaufnahme von Blaubart”  – zum Abschluss der letzten Spielzeit unter der Intendanz von Bettina Wagner-Bergelt –  schließt sich der Kreis des 2019 initiierten Werkzyklus emblematischer Stücke der 70er-Jahre.

Aufwändige Wiederaufnahme des Blaubart-Schockers

In der Sage um den frauenmordenden „Blaubart“ verhandelte Pina Bausch die Geschlechterfrage schon provokativ, als das Stück 1977 erstmals Premiere hatte. Gerade in Zeiten von #MeToo wird diese Frage nun wieder häufiger gestellt – was dem Stück in seiner ganzen Härte auch eine Aktualität verleiht, die die Barschheit der Inszenierung noch zusätzlich unterstreicht. Sie gilt als eine der radikalsten und kompromisslosesten von Choreografin Bausch. Das Bühnenbild und die Kostüme entwarf noch ihr Lebensgefährte Rolf Borzik, der 1980 starb.

Bei der Uraufführung galt „Blaubart“ aber nicht nur wegen des puristischen Bühnenbildes als Skandalstück, das aus dem Schloss von Blaubart einen kalten und mit trockenem Laub ausgelegten Raum macht. Sondern auch wegen des Umgangs mit der Musik von Béla Bartók, die nicht wie üblich als kohärente Partitur behandelt wird, sondern in manischen Unterbrechungen und Wiederholungen in einzelne Passagen zerstückelt ist. Das Schauspiel der manisch-obsessiven Begegnungen von Männern und Frauen wird durch diese erst richtig zugespitzt.

Die Neuaufführung spürt der ursprünglichen Erzählung von Zärtlichkeit und Gewalt, Suche und Scheitern, Hoffnung und Abgrund in diesem Arrangement nach, greift sie auf und bewahrt, was darin an Pina Bausch zu bewahren ist. Die aufwändige Wiederaufnahme des Werks, gestaltet von Barbara Kaufmann und Héléna Pikon, ist gelungen. Die Aufführungen finden vom 3. bis 6. Juni 2022 im Opernhaus Wuppertal statt. Tickets für das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch gibt es hier.

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