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„Tell me everything“ auf ZDFneo: Teenager zwischen Exzess und Depression

Obwohl sie so unterschiedlich sind, sind Jonny (Eden H. Davies, l.), Neve (Lauryn Ajufo, M.) und Louis (Spike E. Fearn, r.) beste Freunde.
Obwohl sie so unterschiedlich sind, sind Jonny, Neve und Louis (v.l.n.r.) beste Freunde. (Foto: ZDF/Little Prince (ITV) 2022, Ross Ferguson)

„Tell me everything“ durchleuchtet das Leben britischer Teenager zwischen Party, Drogen und psychischen Erkrankungen – ab sofort in der ZDF-Mediathek.

Die Jugendzeit, das Alter zwischen 15 und 21, diese Schwebe zwischen der Erwachsenen-Welt und der Kindheit, ist in vielen Erzählungen ein romantisch verklärter Lebensabschnitt. Natürlich ist diese Zeit bei den meisten Menschen von einer scheinbar unendlichen Freiheit geprägt, von unzähligen Dingen, die einem zum ersten Mal widerfahren, und einem allgemeinen Rauschgefühl. Doch seien wir mal ehrlich: Unsicherheiten, Zukunftsängste und die sich unaufhaltsam anpirschenden Verpflichtungen machen diese Jahre auch zu einer ziemlichen Qual. So ergeht es zumindest dem 16-jährigen Jonny (Eden H. Davies) in der Coming-of-age-Serie Tell me everything (ab sofort in der ZDF-Mediathek).

„Tell me everything“ ab sofort in der ZDF-Mediathek

Jonny wächst in der bürgerlichen Saubermann-Provinz Welwyn Garden City auf. Er ist ein nihilistischer Teenager mit einer Vorliebe für synthetische Drogen und Sex mit Großcousinen. Das Städtchen nahe London hat für Teenager eigentlich kaum etwas zu bieten – bis auf die Kirmes. Also steht eines fest: Bevor übermorgen das College beginnt, will sich Jonny, gemeinsam mit seinen Freund:innen Neve (Lauryn Ajufo) und Louis (Spike E. Fearn), nochmal so richtig auf der Kirmes abschießen. Der Plan geht so weit auf. Doch als die drei völlig verballert auf dem Heimweg sind, steht ein Krankenwagen vor Jonnys Haus – sein Vater ist tot.

Der plötzliche Tod seines Vaters reißt Jonny total aus dem Leben – obwohl, tut er das wirklich? Eigentlich ist alles wie immer: Jonny erscheint am ersten Tag des Colleges und flachst auch sonst wie gewohnt herum. Seine Freunde trauen dem Braten nicht. Und überhaupt: Er scheint irgendetwas zu verbergen …

Jonnys Vater ist plötzlich und unerwartet gestorben. Seine besten Freunde Neve und Louis versuchen, für ihn da zu sein, doch Jonny kann sich ihnen nicht öffnen.

Tell me everything zeichnet ein erschreckendes Bild eines depressiven Jugendlichen, der sich über die Jahre eine so harte Fassade aufgebaut hat, dass kein Gefühl, keine emotionale Regung mehr in sein Inneres vordringt. Es ist das Schweigen, das alles nur noch schlimmer macht. Nirgendwo lernen die Jugendlichen, adäquat mit ihren Gefühlen umzugehen, niemand weiß, seinen Emotionen wirklich zu begegnen, geschweige denn sie zu artikulieren. Doch genau dieser Austausch über seine Probleme ist das, was Jonny braucht. Jedoch sucht er sich nicht direkt professionelle Hilfe, sondern offenbart sich der geheimnisvollen, neuen Mitschülerin Mei (Callina Liang), die sein Schicksal teilt.

Die britische Serie hält uns vor Augen, wie schnell sich Jugendliche und Erwachsene im Leben verlieren können und wie gefährlich eine Depression ist. Jonnys Off-Stimme lässt tief in seine Gedankenwelt blicken. Es offenbart sich ein selbstzerstörerische Mentalität, die seine psychische Erkrankung nur noch befeuert. Tell me everything ist darüber hinaus eine klassische Coming-of-age-Geschichte, die zwischen all dem Drama stets versucht, die humoristische Lösung zu finden. Buchautor Mark O’Sullivan hat mit der Serie seine eigenen Teenager-Jahre Revue passieren lassen: „Wenn der Teenager-Mark aus den 1990er-Jahren die Serie sähe, würde er hoffentlich merken, dass er nicht allein war, egal wie sehr er sich so fühlte.“

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