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The Cinematic Orchestra: To believe

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Sie haben einst Genregrenzen eingerissen. Jetzt kehrt das Nu-Jazz-Kollektiv nach zwölf Jahren Plattenpause zurück.

Es ist Segen und Fluch zugleich, der Zeit voraus zu sein: So wie The Cinematic Orchestra auf ihrem Album „Ma Fleur“ bereits im Jahr 2007 elektronische Musik, Jazz und epische Streicher zusammengebracht haben, war der Weg überhaupt erst frei für Künstler wie Kamasi Washington, Floating Points oder auch Kendrick Lamar. Doch auch das Musikerkollektiv um die beiden Londoner Jason Swinscoe und Dominic Smith profitierte selbst von dem Werk: Es brachte sie sowohl in die Royal Albert Hall oder das Sydney Opera House als auch auf Festivals wie Glastonbury oder Coachella – und schließlich war da ja auch noch der von Patrick Watson gesungene Überhit „To build a Home“, der über die Jahre in zahllosen Kinofilmen und Serien verwendet wurde. Doch sieht man mal von der Vertonung einer Doku über Flamingos und einer Compilation mit neu komponierten Stummfilm-Soundtracks ab, haben die beiden geschlagene zwölf Jahre gebraucht, um mit „To believe“ jetzt den Nachfolger zu präsentieren.

„Wir wollten es ernsthaft angehen und uns auf keinen Fall von kommerziellen Überlegungen unter Druck setzen lassen“, wiegelt Swinscoe zunächst ab, gesteht dann aber doch ein, während seines Aufenthaltes in New York in den Jahren 2009/2010 ein komplettes Album eingestampft zu haben. „Das waren großartige Kompositionen, die wir irgendwann auch noch mal anfassen werden – doch für diese Platte gingen sie in eine falsche Richtung“, erinnert er sich. Die Rettung brachte ein Lockruf von Partner Dominic Smith aus dessen neuer Heimatstadt L.A.: Hier lernten sie Moses Sumney kennen, der das ergreifende Titelstück eingesungen hat, und auch Miguel Atwood Ferguson, von dem die Streicherarrangements der neuen Platte stammen. „Die Künstlerszene in L.A. definiert sich eher über Kollaboration als durch Konkurrenz“, schwärmt Smith. Auch zwölf Jahre nach „Ma Fleur“ haben die beiden noch Pionierarbeit vor sich: „Die Genregrenzen mögen eingerissen sein, doch statt diese neuen Freiheiten für Diversität und mutige, auch gesellschaftskritische Kompositionen zu nutzen, zwängt man sie in das Korsett von Playlisten und kommerziellen Formaten“, wettert Swinscoe. Mit „To believe“ werden The Cinematic Orchestra ihrem Anspruch gerecht, und die Hörer werden ihre Zeit brauchen, um all die Feinheiten der sieben neuen Stücke zu erfassen – wenn auch vielleicht nicht zwölf Jahre.

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