„The Killing Kind“ im ZDF: Plakativ, überzeichnet, spannend
In der Serie „The Killing Kind – Der Stalker“ im ZDF und in der Mediathek wird die Rechtsanwältin Ingrid Lewis von einem früheren Mandanten gestalkt.
Eines Tages tauchen sowohl der Ex als auch der ehemalige Geliebte der Strafverteidigerin Ingrid Lewis (Emma Appleton) wieder in London auf. Den Ex-Verlobten Mark Orpen hatte sie betrogen und er sie auch, den früheren Geliebten und späteren Stalker John Webster hatte sie mal aus einer Anklage rausgeboxt. Jetzt aber scheint er sie wieder zu stalken. Die Serie „The Killing Kind“ läuft im ZDF und kann einen Monat lang in der ZDF-Mediathek gestreamt werden. Wer MagentaTV oder AXN Black abonniert hat, kann die Serie auch später noch streamen.
Im Grunde hat „The Killing Kind“ der Regisseurin Zara Hayes („The Battle of Sexes“) einen wirklich guten Plot, und: Es gibt keinen Helden, auch Ingrid Webster (Emma Appleton, „Pistol“) ist nicht unbedingt als solche angelegt: Als Strafverteidigerin will sie gar nicht wissen, ob ihre Mandanten unschuldig sind oder nicht. Ingrid Webster ist einfach stolz auf ihre Arbeit: der Anklage das Leben mit Erfolg zur Hölle zu machen. Am ehesten scheint nach knapp drei gesichteten der insgesamt sechs Dreiviertelstünder noch der Ex Mark (Elliot Barnes-Worrell) wegzukommen, seine Sorge um Ingrid scheint echt. Scheint, muss man sagen, denn die Serie hat sechs Folgen. John Webster aber (Colin Morgan, „Belfast“, „Corsage“) steht als erster vorgeführter Bösewicht immer nur rum und spricht unglaubwürdige Sätze. Seine Vorgeschichte – Ingrid Lewis hatte ihn, der da schon wegen Stalkings angeklagt war, rausgehauen, indem sie die Glaubwürdigkeit der Klägerin, ebenfalls eine Ex von John, vor Gericht zerstörte – seine Vorgeschichte also liefert wunderbares Potenzial für das Böse im Hintergrund: verschenkt. Dass Ex später Selbstmord begeht, wird einfach so abgehandelt. So wie diese werden alle diesen bösen Geschichten nicht im Ansatz glaubwürdig geschildert, während jeder und jede genug Geld, um ohne Verschuldung in London Wohnungen oder gar Häuser zu kaufen und dann wieder zu verkaufen. Und wenn einem London zu viel wird, fährt man halt einfach mal nach Wales wo die Mama vom Ex ein riesiges Haus am Meer besitzt, dass offensichtlich immer leer steht. Dass jedoch auch Kamera, Score und Schnitt in Kombination jede drohende Gefahr früh, plakativ und überzeichnet ankündigen und durchziehen, lässt jeden subtil empfindenden Menschen an TV-Flucht denken. Nur: Dass die Geschichte so undurchschaubar offen ist nach drei Folgen, das nervt schon gewaltig. Denn Morde gab es in der Zwischenzeit auch schon einige, und sie haben sehr viel mit der Gefahr, in der sich Ingrid Lewis befindet, zu tun.