The Mountain Goats: In League with Dragons
Mit „In League with Dragons“ beweist John Darnielle: Zwischen Folk, Americana und Country passt noch ein neues Genre.
Nachdem er sich mit den Mountain Goats als einer der weltbesten Songwriter etablieren konnte, hat John Darnielle mit „Rekorder“ und „Wolf in white Van“ zuletzt auch als Literat überzeugt. Die Romane wie auch viele seiner Songs drehen sich um jugendliche Außenseiter: Wrestler, Grufties, Rollenspieler – immer wieder taucht Darnielle in die Untiefen von Subkulturen ab, um den universellen Existenzkampf fühlbar zu machen. „In League with Dragons“ war nun eigentlich als Rockoper mit Drachen und Zauberern geplant, doch natürlich ist der 52-Jährige sehr schnell vom klassischen Bau einer Fantasystory abgewichen. Inspiriert von Krimiautoren wie Leonardo Sciascia und Ross MacDonald hat Darnielle seiner Geschichte um einen gutmütigen Zauberer und sein unter Bedrohung stehendes Reich Riversend psychoanalytische Reflexionen und Noir-Elemente beigemengt. Er begann sich im Jetzt nach Repräsentanten für die bösen Drachen und ihre schwächelnden Magier umzusehen, was den Gegenwartsbezug nach und nach intensiviert hat: der vermeintlich unabwendbare Verfall, das Aufbegehren gegen übermächtige Feinde und notwendige Schulterschlüsse. Weil er mit zwischen Folk, Americana und Country pendelnden Kompositionen wie „Younger“, „Passaic 1975“ und dem Titelsong zuarbeitet, die immer wieder überraschende Schlenker einlegen, vor allem aber mit großartigen Melodien überzeugen, dürfte Darnielle auch sein hochgestecktes Ziel erreichen und ein neues Genre auf den Weg bringen: Dragon Noir. cs