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„Ten Year Plan“ von The Shires: My Country, ’tis of thee

Portraitfoto The Shires
(foto: JKB Photography)

Als britisches Country-Duo haben es The Shires nicht immer leicht. Dabei hat die Hauptstadt des Genres sie längst ins Herz geschlossen.

Ben, als ihr The Shires vor fast zehn Jahren gegründet habt, war es eure erklärte Mission, eine britische Country-Szene zu etablieren. Würdest du heute sagen, dass ihr erfolgreich wart?

Ben Earle: Auf jeden Fall, es ist heute komplett anders. Damals gab es zwar Leute, die altmodischen Country gemacht haben, Line Dance und so weiter. Aber die Musik aus Nashville, die wir lieben, hat niemanden so richtig interessiert. Es war eine verrückte Idee, doch wir haben an unseren Traum geglaubt. Unsere Version von Country ist zutiefst britisch. Als wir angefangen haben, hätten wir nie gedacht, dass wir es eines Tages auf eine große Playlist in den USA schaffen würden. Heute haben sie nicht nur britische Acts wie uns, sondern auch welche aus Australien oder Kanada. Es ist für jeden was dabei. Das ist toll!

Was ist für dich die Essenz des Country, die ihn von anderen Genres wie Pop unterscheidet?

Earle: Country bedeutet Ehrlichkeit, das Erzählen von Geschichten. Das kann theoretisch auch jedes andere Genre – und manche tun das auch immer mal wieder. Aber wenn du einen Countrysong schreibst, fängst du mit dem Text an. Als ich noch mehr Popsongs geschrieben habe, standen am Anfang immer die Melodie oder der Beat im Zentrum. Es geht oft um nur eine Emotion, einen Zustand. Die meisten Countrysongs erzählen eine komplette Geschichte mit Anfang, Mitte und Ende. Sie können in drei Minuten drei Leben verändern.

Kannst du dich noch an den ersten Song erinnern, der dich auf diese Art gepackt hat?

Earle: (wie aus der Pistole geschossen) „Need you now“ von Lady A. Es ist kein sonderlich cleverer Song, aber er hat mich einfach zum Staunen gebracht. Ich war kurz davor, die Musik aufzugeben, nachdem ich mehrere Jahre lang Pop gemacht hatte – vor allem bombastische Klavierballaden. „Need you now“ war wie ein Heimkommen. Ich hatte bis dahin gedacht, Country bedeute Cowboyhüte und Reitstiefel. Aber der Song war so ehrlich, so verletzlich, er hat eine so eindringliche Geschichte erzählt. Ich wusste sofort: Das will ich auch machen.

Wie war es, später mit deiner Partnerin Chrissie Rhodes in die USA zu reisen, ins Herz des Country?

Earle: Es war tatsächlich mein erstes Mal überhaupt in Amerika. Das Bild, das ich von Nashville im Kopf von Nashville hatte, sah etwa so aus: eine ungepflasterte Straße, ein Pferdekarren, ein paar Cowboys. So war es aber ganz und gar nicht. Schon damals hat mich umgehauen, wie allgegenwärtig Musik ist: Nashville ist eine Stadt, die auf Songs gebaut ist, und Menschen aus aller Welt ziehen dorthin, um ihren Traum zu jagen. Trotzdem werden wir dort drüben inzwischen eher erkannt als zu Hause – hier müssen wir die Leute manchmal noch immer überreden, Country eine Chance zu geben.

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