Zum Inhalt springen
  • Banner_1200x400_Kulturnews

The Sounds

Der 80er-Boom geht weiter. The Sounds liefern neue Hymnen fürs Revival. Und ob sie wollen oder nicht: Bei den Schweden gibt Sängerin Maja den Ton an.

Allein bekommt man Maja Ivarsson nicht. Zumindest wenn es um Musik geht, hat sie ihre Jungs immer an der Seite. „Interviews“, stellt die Frontfrau mit den rausgewachsenen blonden Haaren klar, „machen wir immer zusammen.“ Die selbstbewusste Sängerin lehnt sich zurück und lächelt versöhnlich. „Deswegen wird’s wohl auch mit einem Cosmopolitan-Cover nichts, denn ohne die Band will ich nicht auf die Titelseite.“

Neben ihr auf dem Sofa lümmeln sich Gitarrist Felix und Bassist Johan. Deren verwuschelte Retro-Frisuren sind allerdings auch sehr vorzeigbar. Mit unzähligen Piercings, Nietengürteln und coolen T-Shirt-Sprüchen stehen auch die Chancen auf Hochglanz-Titelseiten für Drummer Fredrik und vor allem für Mädchenschwarm Jesper gut. Doch die beiden Party-Animals verstärken Maja zu solch früher Stunde noch nicht.

Jedenfalls wollen The Sounds eine Band sein und nicht nur mit ihrer Sängerin Aufmerksamkeit erregen. So einfach dürfte das nicht werden, nicht zuletzt wegen der ständigen Vergleiche mit Blondie. Auch die New Yorker Band wurde gern auf ihre Sängerin Debbie Harry reduziert. „Wenn man uns schon in eine Schublade stecken muss“, wägt Maja ab, „dann gefällt mir Blondie ganz gut.“ Da nicken auch die zwei Jungs zustimmend, schließlich hatten Blondie viele Hits. „Wir wollen ebenfalls, dass jeder Song auf unserem Album ein Hit sein könnte“, erklärt Maja weitere Parallelen – und die hört man dem Debüt von The Sounds auch an.

Kaum ein Song läuft länger als drei Minuten, alle haben einfache, eingängige Melodien. Ohrwürmer ohne Ecken und Kanten, gestrickt aus Punkpop-Gitarren und Synthiegewaber. Könnten sie sich denn vorstellen, auch mal einen nachdenklichen, melancholischen Song aufzunehmen? Ungeduldig wartet Maja auf ihre Kompagnons, doch Felix und Johan räkeln sich weiter schweigend auf dem Sofa. Sie überlassen lieber der Sängerin das Wort. „Wer das Album genauer hört und auf die Texte achtet, entdeckt auch viele pessimistische Passagen“, verteidigt Maja den Partysound. „Wir verarbeiten negative Aspekte eben auf unsere Art. Es gibt nichts Schrecklicheres als Bands, die sich selbst bedauern, die demonstrativ leiden.“

Mit dieser Lebenseinstellung konnten The Sounds auch schon harte Jungs als Fans gewinnen. In Skandinavien spielten sie im Vorprogramm der Foo Fighters, und deren Chef Dave Grohl wird seither oft mit Sounds-Shirt gesehen. „Natürlich sind da große musikalische Unterschiede“, erklärt Maja, während Felix und Johan ihr interessiert zuhören, „aber unsere Musik vermittelt eine Energie, die jener der Foo Fighters sehr ähnlich ist.“

Obwohl sie gerade das Teenager-Dasein hinter sich gelassen haben, leiden die Schweden nicht unter mangelndem Selbstbewusstsein. Keine Bühne ist ihnen zu groß, von Berührungsängsten mit dem Publikum ist nichts zu merken. „Natürlich glauben wir an uns“, bestätigt die toughe Sängerin, die inzwischen nicht mehr damit zu rechnen scheint, dass sich ihre Kollegen am Gespräch beteiligen. „Wenn du nicht von dir überzeugt bist, wen willst du denn dann überzeugen?“

Und auch wenn The Sounds Probleme haben, sich im Interview als Band zu präsentieren: Maja spricht locker für vier Kerle mit. Kein Wunder also, dass sie in dem von Männern dominierten Musikbusiness nie Probleme hatte, ernst genommen zu werden. „Ich hab den Jungs einfach immer gesagt, dass sie mir meinen Platz frei machen sollen. Wichtig ist nur, das du immer all das tust, was du willst“, hat sie gelernt. „Und das kannst du auch in Highheels.“

Carsten Schrader

Beitrag teilen: